Laos '10

1. Januar 2010 bis 3. Februar 2010

Meine gefahrenen Etappen in Grün

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Ganz der Gepflogenheit der letzten Jahre und der gewollten Authentizität entsprechend bleibt der Reisebericht in seiner ursprünglichen Tagebuchform veröffentlicht. Ebenso wie in anderen Reisen ist in den jeweiligen Abschnitten oft nicht der Ort des Titels, sondern der Weg dorthin beschrieben und bebildert.


Bankok, 1. Januar 2010

Nach einem erträglichen, konnte ich um 23.30 (CH) das Flugzeug verlassen und das Neujahr mit überteuerten Mangoschnitzen und Mineralwasser begrüssen. Hier ist das Neujahr schon Geschichte. Zum Zeitvertreib bis der Flug in 5 Stunden nach Vientiane geht, kann ich noch einen Test mit meinen Netbook per WiFi-Verbindung machen. Klappt hier gut. Wie aber die Infrastruktur in Laos bezüglich Internet ist wird sich noch zeigen.
Es war schon befremdlich in dunkler Nacht die schneebedeckten Berge von Afghanistan friedlich im Mondschein leuchten zu sehen beim Gedanken an all das Elend welches sich dort unten zuträgt. Danke für die Neujahrswünsche welche ich von euch erhalten habe.


Vientiane, 1. Januar 2010

Nach sechs Stunden Warten in gut gekühlter Atmosphäre erschlägt mich die Wärme bei der Ankunft in Vientiane. Der Flughafen ist schön klein und provinziell. Die ganzen Formulare welche das autoritäre System auszufüllen verlangt gleicht einer Strafaufgabe. Immerhin kann ich nun meine Passnummer auswendig. Das Warten an den Schaltern der Bürokratie habe ich mit Unterhaltung mit anderen Touristen verkürzt.
Der Neujahrstag ist deutlich zu spüren, oder besser gesagt, es herrscht tote Hose in der Stadt. Mir soll es recht sein. In zehn Minuten sind wir mit dem Tuk-Tuk vor dem Hotel angelangt. Schon jetzt habe ich die Hauptstadt in mein Herz geschlossen. So provinziell und ruhig ist es hier. Noch habe ich keine Kip, so heisst die Währung, um mein Zimmer zu bezahlen. Die Suche nach einem Automaten führt mich an den Mekong, an welchem die Stadt liegt. Der Fluss bildet praktisch die gesamte Westgrenze von Laos. Nach dem Bezug von einer halben Million Kip (65 Fr.) setze ich mich mit Mineralwasser und Chips bewaffnet unter einen Baum und komme langsam an.
Trotzdem wird es noch einige Tage dauern bis ich im Rhytmus des Landes schwinge. Vor allem muss ich nich die Zahlen büffeln, um wenn nötig handeln zu können. Ob erst nord- oder südwärts fahre weiss ich nicht, momentan tendiere ich dazu erst den Süden heimzusuchen um bei kleinerem Turistenandrang Luang Prabang zu sehen.


Vientiane, 2. Januar 2010

Abendessen, dazu ein Bier trinken und zur guten Ankunft noch eine Zigarre rauchen. Nach "durchflogener" Freinacht bin ich um 20 Uhr in tiefen Schlaf gefallen. Und um 1 Uhr wieder aufgewacht. Es dauerte einen Augenblick bis die Gedanken über Sinn und Unsinn meiner Unternehmung und die Beklemmung über das mich erwartende Unbekannte durch die Freude soviel erleben zu dürfen besiegt werden. Diese Momente sind manchmal schwierig, aber positiv gedacht können sie mich die Reise noch intensiver, weil wachsamer erleben lassen. Wieder gewöhnen muss ich mich an den durch Lebensart und Bauweise verursachten höheren Lärmpegel in den Unterkünften. Weiterschlafen kann ich aber trotzdem.
Nach kurzer Suche finde ich den Vermieter meines Motorrades welches ich Morgen übernehmen werde. Da sein Laden momentan brummt will ich später wieder kommen und schlendere durch die Strassen Richtung Markt. Immer noch kommt mir das Leben in Vientiane verdächtig ruhig vor. Mal sehen ob sich das noch ändert. Der Markt ist gut besucht aber auch hier läuft alles sehr ruhig ab. Zudem überrascht mich wie sauber es ist. Kein Vergleich zu Kambodscha! Rasch finde ich Gummiriemen und Tauchsieder. Wenn mir zu Hause das Einkaufen ein Gräuel ist, in diesem Gewirr von Pfaden durchzogenen Ständen kann ich lange verweilen. Instantkaffe und Shampoo muss ich in einem der raren und kleinen Supermärkte besorgen.

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Paklai, 3. Januar 2010

Gestern habe ich mich nach dem Gespräch mit Jules, dem Besitzer der Motorradvermietung, entschlossen erst den Norden zu besuchen. Ich starte um 8 Uhr Morgens.
Die Route soll mich entlang dem Mekong flussaufwärts bis nach Sanahkam führen. In zehn Minuten bin ich aus Vientiane hinaus und schon beginnt der unasphaltierte Teil der Strasse. Also sofort angehalten und die Staubmaske übergestreift. Zwischen den Gehöften am Ufer des Mekong erspähe ich immer wieder den Fluss zu meiner Linken. Der Weg scheint zu stimmen. Noch nehme ich mir für das Fotografieren wenig Zeit und halte selten. Ich konzentriere mich bewusst auf die Strasse. Vor mir kriecht eine Schlange darüber. Knapp entgeht ihr Hinterteil meinem Vorderrad. Nach etwa 90 Kilometer will ich noch einmal die Karte mit dem Ortsnamen vor mir abgleichen. Aber da ist kein Zündschüssel mehr im Schloss um den Motor abzustellen. Na toll, das Geschüttel der Schotterpiste hat ihre Wirkung gezeigt! Der letzte Halt liegt schon über zwanzig Kilometer zurück. Die Piste abzusuchen bringt nichts. Ich denke die möglichen Szenarien durch.
Umkehren und Ersatzschlüssel holen? Weiterfahren und mal sehen was sich organisieren lässt? Ich entscheide mich für die zweite Variante, irgendwie öffnet sich immer eine Türe. Beim Fahren denke ich noch über die Möglichkeit den Strom zu unterbrechen nach. Das Schloss scheint genügend ausgeleiert (sonst hätte der Schlüssel darin gehalten) um es mit Irgendeinem Schlüssel versuchen zu können. Andernfalls muss ich notgedrungen die Batterie abhängen. Beim Blick auf den Tageszähler zuckt ein viel schlimmerer Gedanke durch mein Gehirn. Das Tankschloss! Daran habe ich noch nicht gedacht. Vor allem ist dieses beinahe neuwertig und ohne passenden Schlüssel nur mit Gewalt zu öffnen. Das Benzin müsste noch für weitere 80 Kilometer reichen. Schon zehn Kilometer später kommt eine Tankstelle in Sicht. Ich halte an und mache dem Tankwart mit Gebärdensprache verständlich, dass ich einen Schlüssel benötige um zu tanken. Er bring seinen Mopedschlüssel. Der pass nicht, aber immerhin kann ich damit die Zündung unterbrechen. Er holt zwei weitere. Der Dritte öffnet der leisen Hoffnung entsprechend das Tankdeckelschloss! Ohne langes Handeln ist der Mann bereit mir den Schlüssel für umgerechnet 60 Rappen zu verkaufen. Ich runde auf eien Franken und tanke noch für fünf Franken.
Ob in Laos Schlangen von links Unglück verheissen? Bei uns sind es ja die Katzen. Aber mein sich dem Buddhismus angepasstes Denken des sich ins Schicksal fügen scheint zu funktionieren. Das viele Reisen hat mir beigebracht nötigenfalls Ruhe zu bewaren.
Ab der Verzweigung welche die Strasse vom Mekong weg durch die Berge und dann wieder zu ihm hin führt ist sie geteert. Diese 50 Kilometer bis Paklai sind nun nur noch entspanntes Kurven auf der bergigen Strasse. Erneut stehe ich an den Ufern des Mekongs und halte Ausschau nach der nötigen Fähre. Ein Mann spricht mich an ob ich übersetzen will. Ich bin so guter Laune, dass ich in vollem Bewusstsein zuviel für die Überfahrt bezahle. Aber heute soll mich ein Franken mehr nicht reuen. Kurz nach der Passage bin ich schon in Paklai. Auf dem Markt muss ich noch ein neues Vorhängeschloss besorgen, da dieser Schlüssel ebenfalls fehlt. In meinem Zimmer für 6 Franken am Ufer des Flusses kann ich mich später in der Ruhe der Nacht erholen.

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Xainabuli, 4. Januar 2010

Die Fahrt beginnt um 8.15 Uhr. Es braucht zwei Versuche bis ich die richtige Abzweigung in die Berge finde. Anstatt dem Fluss entlang zu fahren um bis ins rund 160 Kilometer entfernte Xainabuli zu gelangen will ich durch einen Nationalpark durch die Berge einen Umweg fahren. Die Piste windet sich auf und ab durch die Bergeflanken welche noch nocht gross abgeholzt sind. Öfters gleiche ich die Ortsnamen mit den Angaben auf der Karte ab, bis ich sicher bin mich nun nicht mehr verfahren zu können. Hier sollen noch häufig Arbeitselefanten eingesetzt werden. Dies scheint aufgrund der Hinterlassenschaften entlang der Strasse zu stimmen. Nach einer guten Stunde Fahrt kommen mir endlich zwei entgegen, was sogleich fotografiert werden muss. Das erste Wunsch ist erfüllt.
Weiter geht lange auf und ab ohne grosse Probleme. Ich erreiche ein flachere Gegend mit einer grossen Siedlung und schön breiten Strassen. Jedoch so viele, das ich wieder diverse Leute fragen muss wo es lang geht. Alle sind sich aber einig wo der Weg nach Nam Puy liegt. Dort werde ich wieder auf die Hauptstrasse gelangen. Wenige Minuten später stehe ich vor einigen vor langer Zeit begonnenen Brückenpfeilern und muss einen 10 Meter breiten Bach durchqueren. Schon nach nur fünf Kilometern sind nur mehr Mopedspuren in der immer stärker verwitterten Piste auszumachen. Noch fünf Kilometer und ich kann zum letzten Mal für rund eineinhalb Stunden nach dem Weg fragen. Das weiss ich allerdings jetzt noch nicht. Gleich einer Achterbahn quält sich der Weg und mein Motorrad nun auf und ab. Wer hier einmal das Trasse für eine Strasse planiert hat besitzt keinen Führerschein für Autos. Solche Steigungen und Gefälle kann nur ein richtiges Geländefahrzeug bewältigen. Kein Wunder wird daran nicht mehr gearbeitet. Nach der zweiten Bachdurchfahrt und dem Überqueren eines Bergkammes von etwa 900 Metern Höhe werden meine Zweifel an der Richtigkeit dieser Fahrt stärker. Eigentlich darf nur mein doch nicht mehr allzu neues Moped streiken. Die wenigen Reifenspuren lassen immerhin auf durchgängige Befahrbarkeit hoffen. Ich schätze, dass das Umkehren etwa mindestens so lange dauert wie das Erreichen der Zivilisation durch weiter fahren. Nur weiss ich sicher was hinter, aber nicht was noch vor mir liegt.
Irgendwann öffenen sich die Berge und der Blick wird etwas freier. Das lässt hoffen. Dem widerspricht leider etwas der nur noch schmale Pfad vor mir. Aber immerhin geht es einem Bach entlang abwärts. Eine Stunde weiter bemerke ich neuere Reifenspuren welche nur langsam deutlicher werden bis ich unvermittelt in einer flachen Lichtung mit Hütten stehe. Schön nach 30 Kilometern im nirgendwo wieder Menschen zu sehen. Ich bin also auf dem rechten Weg. Nach einigen Schluck Wasser und Fotos rolle ich deutlich gelassener die nun wieder breite Gasse weiter. Noch einmal muss ich nach einer Stunde einen breiten Bach von einem halben Meter Tiefe durchqueren und die währendessen getrockneten Stiefel sind erneut durchnässt. Eine weiteres Kneippen kurz danach spare ich mir indem ich die Brücke benütze, was mich 70 Rappen kostet. Vorher lichte ich noch einige ab welche sich neugierig genähert haben. Obwohl häufiger Menschen anzutreffen sind, dauert es noch einmal eine Stunde bis ich in die Hauptstrasse in Nam Puy einbiege.
Die Hauptstrasse ist zwar auch unasphaltiert, aber dank höherem Tempo bin ich in einer Stunde im Hotel in Xainabuli und besorge danach Kleinigkeiten des täglichen Bedarfs da es noch kein warmes Wasser zur Körperhygiene gibt. Während ich anschliessend meinen Tagesbericht auf dem Netbook verfasse und gegen Ende nur der Schein des Monitors mein Gesicht erhellt, weil der Strom erst nach Sechs eingeschaltet wird sehne ich mich auf die bald mögliche warme Dusche.

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Pakbeng, 5. Januar 2010

Ich versuche möglichst kurz vom heutigen Tag zu berichten, weil ich anschliessend noch ein wenig meine sonstigen Eindrücke wiederzugeben möchte.
Obwohl ich die Gefahr kenne, habe ich gestern gebratenen Fisch mit Unmengen von rohem Gemüse gegessen. Erstaunlicherweise spühre ich nur ein dezentes Bauchgrimmen. Ich war schon auf Schlimmeres gefasst. Also aufgesattelt und in die Morgenfrische getaucht. Die eindrückliche Fahrt durch die Bergwelt Laos kann ich heute dank durchgehend passabler Schotterpiste richtig geniessen. Trotzdem bleibt das Auge auf der Strasse. Der Beinahezusammenstoss mit einer Kuh welche unvermittelt wieder wendete ist Warnung genug. Selbst mit langsamen Tempo ist mit Gepäck auf den sandigen Pisten der Bremsweg lang. Auch wechseln die Verhältnisse ständig. Am schlimmsten sind die Passagen welche mit feinem Staub bedeckt sind. Da fährt es sich wie auf Seife. Zur weiteren Abwechslung tragen die regen Arbeitten am Strassennetz bei. Natürlich entsprechen sie den höchsten Sicherheitsstandarts für die Verkehrsteilnehmer.
Nur einmal finde ich den Weg nicht auf Anhieb. Neben fragen bleibt als einzige Orientierungshilfe die Schilder der Schulen welche zusätzlich mit lateinischen Buchstaben angeschrieben sind. Um halb Eins verlade ich das Motorrad auf die Fähre. Aber erst macht die Mannschaft Mittagspause. Das tut mir nach fünf Stunden im Sattel auch gut. Eigentlich wollte ich noch bis Huei Xai. Aber die mindestens 150 Kilometer werde ich eh nicht mehr vor Einbruch der Dunkelheit schaffen. Also nach dem Übersetzen noch zehn Kilometer bis Pakbeng gerumpelt wo ich ein einfaches Zimmer über dem Ufer des Mekong beziehe. Immerhin habe ich Ferien und bin auch schon über 500 Kilometer gefahren. Mein Hintern kennt schon viele Schlaglöcher. Die Entscheidung im idyllisch gelegenen Ort zu bleiben ist richtig.
Bisher gefällt mir das Wesen der Laoten. Die Lao sind eher ruhige Leute. Das Leben läuft in beiden Sinnen entsprechend ruhig ab. Nur bei den Jungen ist selten ein barscher Ton zu vernehmen wenn der Falang wieder dumm nach dem Weg fragt. Positiv bin ich von der Sauberkeit überrascht. Das ist wie erwähnt in Kambodscha um Stufen schlechter. Vor allem auf den Märkten. Bis auf Vientiane konnte ich auch noch keine Prostitution erkennen. Dort hätten gern ein paar Ladyboys mit mir Geld verdient. Nein Danke! Das man versucht von Touristen etwas mehr zu kriegen ist bei der hiesigen Armut normal. Es kommt zwar im Vergleich zu Lateinamerika wenig vor, aber auf das Spiel lasse ich mich gern ein. Auch wenn es noch ein bisschen Zeit braucht um die Verhältnisse besser zu kennen.
Das Land ist mindestens was ich gesehen habe so bergig wie vermutet. Die üppige Natur in grossen Abständen von Pflanzungen mit meist Bambushütten durchbrochen. Ab und an kleine Siedlungen mit Schulen an den Hauptverkehrsachsen. Und immer wieder der Mekong welcher mit seinem stoischen Lauf das Leben an seinen Ufern in Gang hält. Ein Traum an Landschaft welchen ich seit einem Jahrzehnt zu durchfahren hege. Auch wenn das Fahren an manchen Tagen nicht enden will. Auf jeden Fall endet er nicht vor Ende Januar.

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Huei Xai, 6. Januar 2010

Der gestrige Tag ist perfekt ausgeklungen. Auf Empfehlung des Reiseführers bin ich zu einem Inder essen gegangen. Reis, Fladenbrot mit Knoblauch und Schaf in Tomatensosse vom feinsten! Lesend geniesse ich noch mein Zimmer unter Grillengezirpe und Blick auf den Dank fehlender Lichtverschmutzung makellosen Sternenhimmel. Dann erfasst mich von Zehn bis um Sieben die Leichenstarre. Beim Frühstück noch einmal ein wenig mit den Leuten geplaudert welche ich am Vorabend kennengelernt habe und dann los.
Die Naturstrasse ist wie vom Inder angekündigt in einem tadelosen Zustand. In kurzer Zeit bin ich von 370 Metern über Meer auf rund 1400 Metern hochgefahren. Nun folgt ein zweistündiger nicht zu schwieriger Panoramaritt mit überwältigender Aussicht. Leider geht die freie Sicht auf die Landschaft auf Kosten des Waldes der von der Bergbevölkerung zum Kochen, Heizen und Bauen abgehackt wurde. Wenn ich einem Dorf anhalte um zu fotografieren bin ich wie Kirmes und das Alles versammelt sich. Auch muss ich mich einmal nicht um den richtigen Weg sorgen. Zum ersten Mal sind bis in die nächste grössere Ortschaft Kilometersteine am Rand zu finden. Weshalb auf dieser Nebenstrasse und nicht auf einer Hauptachse wie ich schon öfters befahren habe wissen die Götter. Wieder unten im flachen Gelände folge ich ab Pha Udom dem Nam Hat durch eine Karstlandschaft. Dann dem Nam Tha nach bis zu seiner Mündung in den Mekong.
Schon erstaunlich wie das Wohlstandsgefälle über die Grenze, heisst der Fluss, zu sehen ist. Hier Staubpiste mit mehrheitlich Bambushütten, drüben feste Häuser und eine asphaltierte Strasse. Ich bin aber auf der richtigen Seite. Dank ebenerem Gelände kann ich ein höheres Tempo von 50(!) Stundenkilometer vorlegen und bin um Eins in Huei Xai. Zum letzten Mal für längere Zeit werde ich am Ufer des Mekong nächtigen. Morgen geht es nach Vieng Phuka. Nach drei Tagen ohne Telekommunikation werde ich endlich meine Berichte hochladen können.

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Luang Namtha, 7. Januar 2010

Noch während des Abendessens überlege ich noch einmal eine Extratour anzuhängen. Die Abzweigung finde ich unterwegs, aber mein Bauch sagte nein. Und da es meinem Bauch gut geht bin ich folgsam. Ich habe noch genügend Möglichkeiten dazu und werde mich dann sicher noch mehrmals dafür verfluchen wenn ich etwa wieder knietief in einem Bach stehe. Ausser das ich anstelle nur nach Vieng Poukha gleich bis Luang Namtha durchfahre. Es ist das erste Mal überhaupt, dass ich nur auf asphaltierter Strecke unterwegs bin. Es geht zwar auch auf und ab, aber eben mit doch sechzig Stundenkilometer Geschwindigkeit. Das beinahe schon andere Fahrgefühl ist eine willkomenen Abwechslung. So muss ich mich etwas weniger um die Piste kümmern und nehme mehr von der Umgebung war. Leider ist das Ganze nicht so spannend und ursprünglich wie auf den Nebenstrassen durch die Berge und ich fotografiere kaum. Nur für ein paar Kinder mit Autos aus alten Plastikflaschen halte ich an. Aber obwohl ich den Helm abziehe rennen sie jedesmal davon wenn ich die Kamera zücke. Weshalb weiss ich nicht, denn sie leben hier an einer Hauptverkehrsachse und nicht abseits der Welt. Vielleicht liegt es daran das sie bestimmte Glaubensvorstellungen haben oder sie finden es einfach lustig. In dieser Provinz leben 39 Ethnien, so viele wie sonst nirgends in Laos.
Noch habe ich keinen Pulli gefunden um mich vor den kühlen Morgen zu schützen. Ausserdem ist es heute noch bewölkt und es fröstelt mich dauernd. Ich muss unbedingt etwas Passendes besorgen. Die Tagestemperaturen im Norden sind mit denen unseres Herbstes vergleichbar und auch das Licht ist ähnlich, aber wenn es gegen tausend Meter Höhe geht reichen zwei Shirts eben nicht. Ebenso ist mein Tauchsieder chinesischer Herkunft beim Wasserkochen explodiert. Also noch ein Grund um den Markt aufzusuchen. Aber erst brauche ich ein Zimmer. So lange wie heute habe ich noch nie gesucht. Entweder ist es im Umbau begriffen, ein Loch, voll, oder zu teuer. Am Ortseingang finde ich nach einer halben Stunde suchen ein sauberes, günstiges Zimmer für 7.50 Fr. in einem neueren Gebäude. Der Plan für Morgen steht noch nicht fest. Entweder bleibe ich einen Tag hier und sehe mir die Gegend an, oder fahre entland der chinesischen Grenze für einen Tag nach Muang Sing.

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Luang Namtha, 8. Januar 2010

Endlich ist die erste Woche um und ich muss nur noch Drei hinter mich bringen. Nicht doch! Aber ich muss zugeben, dass mich der dichte Nebel heute Morgen schon sehr an zu Hause erinnert hat. Trotzdem fahre ich die sechzig Kilometer über die Berge nach Muang Sing. Mit wärmendem Pulli für drei Franken. Unterwegs streife ich diverse Dörfer der Bergstämme und sehre ihre unterschiedliche Kleidung. Fotos mache absichtlich keine. Wie arm sie dran sind weiss ich nicht, aber auf jeden Fall sind sie arm. Da braucht es keinen Motorradtourist welcher sich noch wie im Zoo aufführt. Wenn man mit einem Trekking zu den abgelegenen Dörfern gelangt bleibt immerhin etwas dort hängen. Aber auch da hätte ich Skrupel.
Einige Kilometer vor Muang Sing tauche ich wieder in den dichten Nebel. Der Ort war zwar einmal Stadt des Luefürsten Chiang Khaeng, aber davon sind nur minimale Reste von Wassergraben und Wall zu sehen. Auf dem Morgenmarkt herrscht reges Treiben, leider sind bis auf Bananen, Papaya und Mandarinen keine Früchte zubekommen. Immerhin bietet auf einem Hügel ausserhalb ein wichtiges Heiligtum der Leute eine Sehenswürdigkeit. Der Stupa soll der der Legende nach den Adamsapfel Buddhas enthalten. Hier scheint auch die Sonne wieder. Das von Bäumen gesäumte Plateau teile ich mit einem australischen Paar und einigen Arbeitern die einen Neubau erstellen. Ein idyllischer Platz. In langsamen Tempo geniesse ich die Rückfahrt und die Sonne. Morgen fahre ich mindestens bis Oudomxai, eventuell gleich bis Luang Pranbang.

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Luang Prabang, 9. Januar 2010

Mit den heute gefahrenen Zweihundersiebzig habe ich insgesamt 1230 Kilometer bewältigt. Diese Monsteretappe weiss mein Hintern entsprechend zu würdigen. Doch beginne ich den Tag von vorne.
Wecker brauche ich bei der Nachbarschaft keine. Der Hahn tut es. Um Acht starte ich in den nebelverhangenen Morgen. Leibchen, Faserpelzpulli und Langärmliges Shirt. Ich friere trotzdem. Vor allem aber wegen des der sechzig Km/h die ich auf der Hauptachse Richtung Boten zur chinesische Grenze fahren kann. Ich bin guter Hoffnung dass sich das mit der Höhe ändert und ich aus dem Nebel komme. Weit gefehlt, die nächsten zweieinhalb Stunden bleiben feucht und die Brille beschlägt dauernd. Das hätte ich gleich zu Hause bleiben können! Das einzige was mich wärmt, weil es mir den Schweiss ins Gesicht treibt, sind die unzähligen Baustellen bei Hangrutschungen. Egal wie eng es um die Kurve geht, ein paar Fässer, eine Kordel und fertig ist die einspurige Abschrankung. Gerade genug Breite für einen LKW. So langsam wie die bergauf kriechen, so kriminell lassen sie es bergab laufen. Mit aller Vorsicht durchquere ich die jewilige Verjüngung. Alles geht gut.
Überhaupt scheint auf dieser wichtigen Nord-Südachse die Bauwut ausgebrochen zu sein. Unter Chinesischer Anleitung wird auf gut 30 Kilometern durchgehend alles aufgerissen. Die Strasse wird zur Baupiste. Aushub, Zementsäcke, Belag und Steinhaufen wechseln sich ab. Aber die Arbeiter tragen Westen und manche sogar Helme! Alle paar hundert Meter folgt ein Lager mit Zelten wo sie während der Bauzeit wohnen. Davor dampfen Kessel in denen von Frauen gerührt wird. Momentan werden erst die seitlichen Abschlüsse erstellt. Eine Seite mit einem Mäuerchen die andere mit einem V-Graben. Beides aus Bruchsteinen, welche von Hand aus den Schroppen die in Haufen überall liegen geklopft werden. Der Verkehrsfluss ist dabei Nebensache. Alle Mal muss für irgend ein LKW der kippt oder ein Radlader gehalten werden. Mit meiner Breite nütze ich den Vorteil und kann so einiges an Verkehr hinter mir lassen. Immerhin lassen sich die Szenen nun bei Sonnenschein beobachten. Zur Abwechslung kann ich später noch einen Hausbau fotografieren.
Endlos windet sich nun die mit Schlaglöchern und Schotterflicken übersähte Strasse auf und ab durch die Berge. Über die Flicken steige ich aus dem dem Sattel was etwas Abwechslung und Enstspannung verschafft. Ab der Verzweigung in Pakmong wird die Strasse weit und flüssiger. ich merke mir den Punkt. Eventuell muss ich um nach Osten zu gelangen noch mal hier vorbei. Mit gutem Tempo folge ich bald dem Nam Ou Richtung Luang Prabang. Die Landschaft ist etwas offener, Siedlungen häufiger. Beidseitig rahmen teils schroffe Berghänge die Reisfelder und Plantagen entlang des Flusses ein.
Auf einem Schild lese ich einen Namen der mir bekannt vorkommt. Ich schaue auf der Karte nach. Hier könnte ich über die Berge für nach Osten abkürzen. Ob mir dananch ist, werde ich noch entscheiden. Aber gut zu wissen. Ich erreiche nach sieben Stunden mein Ziel. Mit dem Bus sollen es mehr als zehn sein. Es braucht etwas mehr Zeit bis ich mich orientieren kann. Zum Glück ist alles wie üblich top beschildert. Meine Wunschunterkunft finde ich trotzdem. Sie liegt hinter zwei Klöstern in einer ruhigen Seitenstrasse etwas weg vom Zentrum. Der Preis von zwölf Franken ist für das saubere, einfache Zimmer sehr gut. Unter 20 Franken geht sonst wenig so nahe am Geschehen. Für die nächsten zwei Tage will ich wirklich nur Fussgänger sein, sonst bekomme ich noch einen bleibenden Haltungsfehler.

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Luang Prabang, 10. Januar 2010

Kaum zwei Tage in der Stadt reicht es mir auch wieder. Ich kann zwar Kuchen und Eis essen was mir gefehlt hat, aber das Pflaster ist auch schön teuer. Alles kostet beinahe doppelt so viel wie ausserhalb. Im grossen Ganzen kann ich mich aber über das Essen im Gegensatz zu Kambodscha nicht beklagen. Es ist zwar auch nicht immer überwältigend, aber nicht so ärmlich wie dort. Mittags gibt es öfters Föe. Das ist eine Suppe mit breiten Reisbandnudeln, Zwiebeln und anderen Kräutern. Meist gut gepfeffert. Man kann sie mit Rind-, Schweine- oder Pouletstücken bekommen. Dazu wird ein Teller mit rohem Salat, Pfefferminze und anderem Gemüse gereicht. Sonst sind die üblichen Menüs aus Reis und Fleisch erhältlich. Etwas spezielles ist Laap. So wird ein Salat genannt der aus fein gehacktem, gebrühtem Fleisch mit Zwiebeln, Tomaten und anderen Kräutern kalt serviert wird. Laap Gai ist zum Beispiel mit Hühnchen.
Ich esse aber zum Frühstück eine Pittahaia. Danach besuche ich den ehemaligen Königspalast welcher heute ein Museum ist. Der Eintritt kostet 4 Franken. Fotos kann ich keine davon zeigen, Schuhe und Taschen sowie Fotoapparat bleiben draussen. Die Königs haben erstaunlicherweise im Vergleich zu anderen Monarchen recht bescheiden gelebt. Eher interessant ist das zusätzlich ausgestellte Kunsthandwerk. Besonders die Buddhastatuetten. Auch die unzähligen Gastgeschenke. Die USA hat seinerzeit eine Miniatur der Mondlandefähre überreicht. Um elf Uhr steige ich über die 329 Stufen hinauf zum That Pusi. Der Eintritt kostet 3 Franken. Im Zentrum gelegen ist es ein idealer Aussichtspunkt über die Stadt und den Mekong. Noch sind wenige Touristen oben und nur ein paar Gläubige bringen im Schrein ihre Opfergaben dar. Die Käfige enthalten kleine Vögel die man frei lässt. Auch ich sollte nächstens eine Gabe tätigen. Zum Dank für die bisher gut verlaufene Reise und das es so weiter geht. Auf der Gegenseite steige ich hinab und komme am Fuss des Hügels erst an eine Kloster von denen es hier an die 20 gibt. Danach an eine kleine Bambusbrücke, welche über einen Zufluss des Mekong führt. Das passieren soll 50 Rappen kosten. Ich lehne dankend ab und setzte mich hin. Mit dem Geld welches ich heute schon für Eintritte gebraucht habe, esse ich in anderen Gefilden ganzen einen Tag. Kurz darauf schreitet ein Mönch mit Sonnenschirm über den Steg. Das Touristenmotiv schlechthin.
Imitten der schicken Touristenlokalen betreibt ein Frau eine einfache Suppenküche. Ich nehme das Angebot dankend an. Die Föe kostet 1 Ranken 50 Rappen. Den Rest des Nachmittag schlendere ich herum, oder beobachte sitzend sie Szenen welche sich bieten. Dabei fasse ich den Entschluss morgen weiterzufahren. Kloster kann ich anderswo gratis ansehen und mein Bedarf an westlichen Gütern und Gesichtern zu Hauf ist auch schon wieder gestillt.

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Vieng Thong, 11. Januar 2010

Die Nacht ist dank dem Lärm der Hochzeitsfeste in der Umgebung kurz gewesen. Ich frühstücke den Ananaskuchen welchen ich gestern noch gekauft habe. Die ersten 100 Kilometer der Strecke kenne ich schon. Das einzig Neue was ich sehe, sind wie die in dieser Provinz bekannten Algenchips hergestellt werden. Bei Niedrigwasser gesammelt, gewaschen und dann auf Bambusmatten aufgespannt, werden sie mit Sesam, Tomaten und Gewürzen bestreut an der Sonne getrocknet. Um ein Foto des Reispflanzens zu machen halte ich auch noch an. Nach bekannter Strecke zweige ich in Pakmong rechts ab. Obwohl sich der Nebel verzieht bleibt der Morgen immer bis um Elf kühl. In der Höhe sowieso. Beim Studium meiner Route werde ich von einem Elsässer noch in ein kurzes Gespräch verwickelt. Ein paar Bissen Brot und etwas Wasser. Weiter geht es.
Bei nun angenehmen Temperaturen fahre ich gemütlich. Der asphaltierten Strasse entlang folgen alle paar Kilometer Bauerndörfer mit meist in traditioneller Art gebauten Hütten aus Bambus. Eine weitere Stunde geht es kurvenreich durch Täler und Hügel bis nach Nong Kiaw. Hier werden die steilen Bergflanken vom Nam Ou durchschnitten. Von der Brücke sehe ich einige Schiffe auf welchen man über diesen Zufluss des Mekong nach Luang Prabang schippern kann. Ich mache Pause und trinke einen Kaffee der in Laos produziert wird für 70 Rappen. Währendessen schlurft ein Deutscher welchen ich in Pakbeng getroffen habe vorbei. Ich weiss noch, das er hier einige Zeit bei einer Familie wohnen wird. Er erzählt mir von seiner mehrstündigen "Adoptionsfeier" mit Segnung vom Dorfältesten und weiterem Brimborium. Noch bin ich nicht schlüssig, ob ich hier bleiben soll. Die Landschaft und sie Infrastruktur ist einladend. Aber die hohe Anzahl Touristen und die frühe Tageszeit sprechen dagegen. Zudem müsste ich so morgen eine noch längere Strecke bewältigen.
Im Bewusstsein nun noch etwa 140 Kilometer vor mir zu haben und deshalb nicht vor vier Uhr Mittags am Ziel zu sein fahre ich ab. Endlos links und rechts, hinauf und hinunter. Ich geniesse es trotz einer gewissen Gewöhnung. Die Hühner in den Dörfern sorgen mich schon lange nicht mehr. Die Kinder welche dank des geringen Verkehrs unbekümmert spielen schon viel mehr. Aber mein Gefährt ist dank der allgemeinen Ruhe gut zu höhren. Immer wieder winken sie mir und ich ihnen. Selbst das stehend mit hochgezogenenem Rock pinkelnde Mädchen winkt mir erfreut zu.
Langsam wird es hier oben wieder kühl und der dichte Wald des Naturparks welchen ich die letzen dreissig Kilometer noch durchfahre trägt mit Schatten dazu bei. Mein Hintern meldet sich auch schon längere Zeit. Im weichen Nachmittagslicht fahre ich in einer Mulde gelegenen Vieng Thong ein. Fünf Minuten danach wähle ich ein Zimmer mit Blick auf die Reisfelder und Gärten in denen noch emsig gepflanzt und gegossen wird. Da der Strom abseits der Touristenzentren erst bei Dämmerung eingeschaltet wird, organisiere ich bis zum warm Duschen und Schreiben des Berichts noch mein Abendessen.

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Sam Neua, 12. Januar 2010

Der Tag beginnt schlecht. Um 0.30 Uhr mit dem ersten Gang zur Toilette. Für die weitern Male grabe ich meine Taschenlampe aus. Es ist stockdunkel und der Strom natürlich noch bis am Morgen abgeschaltet. Ab zwei Uhr finde ich noch etwas Schlaf.
Bei meiner Abfahrt scheint ein wenig die Sonne durch die Wolken. Ich bin optimistisch. Schon zwei Kilometer später folgen nur noch endlose Kilometer durch nebel- und wolkenverhangene Ich pendle zwischen tausend und tausendfünfhundert Meter Höhe und krieche teilweise im Schneckentempo, weil die Sicht so schlecht ist. Die Brille tropft vor Kondensat. Immerhin hält sich das Ziehen im Gedärm in Grenzen. Geduldig zähle ich die Kilometer auf den Steinen hinunter und hoffe auf besseres Wetter zu meiner Ankunft. Aber auch die letzten Kilometer hinunter in den etwa auf 800 Metern gelegenen Ort ist keine Besserung in Sicht. Komplett durchfroren und nass steige ich vom Motorrad. Da tröstet mich der eine mögliche Regentag im Januar wenig. Der Nebel hat genügt.
Eigentlich wollte ich von hier aus die während der amerikanischen Bombardierungen bewohnten Höhlen in Viang Xai besuchen. Auch eine heisse Quelle gibt es ausserhalb um zu Baden. Das wäre jetzt nicht schlecht. Nur kann ich mich gerade schlecht für weitere Blindfahrten motivieren. Meine erste Tat nach dem Absatteln und Zimmer beziehen ist der Kauf einer dicken Jacke im Markt. Die Entscheidung ob ich bleibe oder mich rund 240 Kilometer wieder zurück durch das Nichts nach Phonsavan kämpfe wird bis Morgen früh gefallen sein.

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Phonsavanh, 13. Januar 2010

Der Entschluss ist gefasst. Nach Aussage eines Einheimischen bleibt der Deckel noch einige Tage bestehen. Gerne hätte ich die 30 Kilometer entfernten Bunkerhöhlen gesehen. Aber durchweicht vom Nebel dann noch stundenlang rumlaufen und noch zurückfahren ist mir zuviel. Ich habe eigentlich Ferien und Anspruch auf gutes Wetter. Also weg!
Ich muss mich schon sehr motivieren heute morgen. Das Wissen um mindestens 150 Kilometer durch Nebel und Kälte kurven zu dürfen ist nicht gerade verheissungsvoll. Zumal ich die ersten Neunzig ja schon kenne, heisst eigentlich etwa zwanzig bis hundert Meter beidseits der Strasse. Je nach Sichtverhälltnissen. Schon zwei Minuten ausserhalb umfängt mich der Nebel. Dank vier Schichten am Oberkörper wird es lange dauern bis ich friere. Die Temperatur beträgt vielleicht zehn Grad. In den Dörfern kauern die Menschen vor kleinen Feuerchen um sich zu wärmen. Ihre Nächte müssen lang, kalt und feucht sein. Die Rattanwände der Behausungen halten nichts ab. Und ohne Sonne über Tage wird kaum etwas trocknen. Ich bin froh diese Erfahrung nicht teilen zu müssen. Mit äusserster Vorsicht durchquere ich die Dörfer. Teilweise ist alles nur schemenhaft zu erkennen. Meine Hände und Füsse sind klamm, da die Handschuhe und Schuhe in meinem unbeheizten Zimmer nicht trocknen konnten. Also nebenbei noch ein wenig die Extremitäten bewegen damit das Blut zirkuliert und warm hält.
Ich erreiche Pulao und tanke zur Sicherheit nach. Was mich jetzt erwartet kann ich nur vermuten, denn die Strasse führt nach einer kleinen Talquerung auf zirka 1500 Metern Höhe weiter. In diesem lichten Moment erkenne ich gut das System der Brandrohdungen welche hier von den Bergstämmen betrieben wird. Die Fläche wird ein, zwei Jahre mit Mais, Manjok und anderem bebaut und dann für etwa dreissig Jahre brach gelassen. Sollte sie auf jeden Fall. Aber mit der steigenden Bevölkerungszahl werden die Intervalle kürzer und somit kann sich der Boden und die Vegetation nicht erholen. Wieder eine Stunde beinahe Blindflug. Manchmal kreuzen mich Autos oder ich begegne Menschen entlang der Strasse. Mehrmals hoffe ich auf ein Ende der Odyssee durch das Nichts wenn die Strasse nach unten geht. Endlich werde ich erlöst und kann noch ein Foto von zwei Mädchen machen. Eine Ebene kommt in Sicht, und ich weiss das dies das Ende der Feutigkeit bedeutet. Noch rund achtzig Kilometer bis zum Ziel. Weit voraus lichtet sich die Wolkendecke und nach einer halben Stunde streicheln mich die ersten Sonnenstrahlen. Es herrschen in Phonsavan zwar auch nicht tropische Temperaturen, aber es ist angenehm. Ebenso angenehm ist mein grosszügiges Zimmer für zehn Franken. Und Oh Wunder, das erste Mal seit ich Laos bin, ist die Dusche abgetrennt und setzt nicht das ganze Badezimmer unter Wasser! Hier will ich einige Tage bleiben und die archäologischen Stätten und Anderes ansehen.

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Phonsavanh, 14.Januar 2010

Endlich kann ich meiner Leidenschaft, dem Erkunden archäologischer Stätten fröhnen. Auf dem Plateau auf der die Stadt liegt, befinden sich mehrere Ansammlungen riesiger Steinkrüge welche auf etwa 300 v. Chr. datiert werden. Sie werden als Teil einer Begräbnisstätte gesehen, aber der genaue Gebrauch ist unbekannt. Die Fahrt ins Land ist kurz und schon stehe ich am Eingang des ersten Feldes welches einmal an die 300 Krüge zählte. Heute ist der Bestand um ein Drittel durch den Bombenhagel und Diebstahl reduziert. Es wird gewarnt den gesicherten Pfad zu verlassen um nicht in Gefahr von Blindgängern aus dem Vietnamkrieg zu geraten. Die Bombenkrater im Gelände bestätigen diese Warnung. Überall in dieser Gegend trifft man auf die entschärften Sprengkörper welche nun öfters zur Dekoration dienen. So auch vor meiner Unterkunft.
Vor dem grössten bekannten Krug mache ich mit dem Selbstauslöser ein Foto. Dieser ist 3,3m hoch und hat einen Durchmesser von 3 Meter. Es wird angenommen, dass das Material aus Steinbrüchen in etwa 45 Kilometer Entfernung stammt. Der Rundgang ist kurzweilig und vereint alte und neue Geschichte des Landes. Neben Krügen und Kratern sind noch etliche verfallene Schützengräben auszumachen. Für die zwei weiteren Stätten schwinge ich mich für einige Kilometer auf das Motorrad. Den zweiten Ort verpasse ich und auch den Dritten finde ich nur mit mehrmaligem Nachfragen. Das Verpassen scheint mir aber nicht so schlimmm, da mein Bedarf schon gedeckt ist.
Ich steuere die Schotterpiste zurück auf die Hauptstrasse und fahre gemütlich nach Xiangkhoang, der ehemaligen Provinzhauptstadt die im Indochinakrieg total zerstört wurde. Die liebliche Landschaft wird von Bergen gesäumt. Während der Regen- und Pflanzzeit muss alles noch schöner sein. Mir kommen etliche LKW`s mit Baumstämmen entgegen. So schwindet also der Wald. Nach zwanzig Kilometer bin ich da. Der Ort ist reizlos und ausser zwei zerbombten Stupas auf einem Hügel, einer ebensolchen Villa und Buddhatempel gibt es nichts zu sehen. Immerhin kann ich die Schotterpiste nach Süden durch das Hinterland auskundschaften die ich morgen nehmen werde. Schon bald befinde ich mich auf dem Rückweg und widme mich dem Unterhalt des Motorrades und meinem Bericht. Heute Abend werde ich wieder einmal indisch essen. Wer weiss wie lange ich nachher nur laotisches Essen bekomme.
Möglicherweise bin ich nun einige Tage weg von der Telekommunikation.

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Muang Thathom, 15. Januar 2010

Da bin ich wieder, im Nirgenwo welches Muang Thathom genannt wird. Erstaunlich das ein solches Kaff auf meiner Beispielkarte verzeichnet ist, hingegen eine Provinzhaupstadt nicht. Die Karte gibt vor von 2003 zu sein, ist aber eher etwa 50 Jahre älter. Zum Glück ist meine Karte welche ich von zu Hause mitgebracht habe zuverlässiger. Bevor ich jedoch in diesem (endlich) warmen und staubigen, wenn auch hübschen Ort angekommen bin, liegen 90 Kilometer Baupiste hinter mir.
Wirklich unglaublich wie hier ohne Rücksicht auf Verluste die Landschaft umgebaut wird. Der Abtrag für die kommende Hauptstrasse wird gnadenlos in die Berge geschnitten. Dank dem weichen Gestein meist kein Problem, wo hartes Gestein die Sedimentschichten stört wird nach alter Väter Sitte mit Drucklufthämmern gespitzt und gebohrt und mit Quellsprengmittel gearbeitet. Ein wirkliches vorwärtskommen auch mit meiner Enduro ist nicht gewährleistet. Entweder müssen Bagger noch schnell den Aushub für die Trassierung beenden, oder es sind sind sonst welche Umfahrungen zu ewältigen. Schon zu Beginn steckt ein wie üblich überladener Holztransporter im Dreck fest. Beidseits staut sich der Verkehr. Mit meinem Gefährt ist das zum Glück kein Hindernis. Der Verkehr besteht sowieso meist aus LkW`s welche mit Holzstämmen beladen sind. Trozdem ist die Fahrt unterhaltsam und auch nicht allzu lang. Die alte Strasse wechselt sich mit Baupiste, fertiger Planie, Bach- und Dorfdurchfahren ab. Kurz vor Eins halte ich vor einem Guesthouse um hier bis Morgen zu bleiben. Die restliche Strecke bis in bewohntere Gegenden von 150 Kilometern ist bei unbekannten Wegververhältnissen besser früh genug anzutreten. Zudem habe ich keine Ahnung ob noch einmal eine Unterkunft kommt.
Gegenüber meinem Zimmer scheint der Treffpunkt der Jungen zu sein. Bei einheimischen Schnulzen wird sich heftig in Karaoke geübt. Ich schlürfe währendessen die Reisnudeln aus der beinahe schon obligaten Föe zu Mittag in einer Essbude in der Nähe. Mittagshitze, Staubpiste und Nudelsuppe im Nirgenwo; was will man mehr!

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Ban Konglor, 16. Januar 2010

Beim Nachtessen frage ich einige Leute nach den Strassenverhältnissen bis nach Lak Xao. Ganz genau weiss das niemand, aber es soll eine übler Weg durchs ziehmlich unbewohntes Hinterland sein. Und das für 144 Kilometer! Die Alternative geht ebenfalls durch die Berge, zwar auch nur in der Trockenzeit möglich, aber mit meinem Bike machbar. Soweit kann mir ein älterer Einheimischer in Französisch Auskunft geben. Ein weiteres Argument ist, dass ich so nur etwa 50 Kilometer auf schlechtem Weg aber immerhin bewohntem Gebiet unterwegs bin. Während die Karaokebude gegenüber noch bis um Zehn aktiv ist, schaue ich mir noch "Australia" auf dem Netbook an. Roger sei Dank. An manch einsamen Abenden bin ich froh einen Film ansehen zu können. Selbst wenn ich mal einen Fernseher im Zimmer habe ist das Programm zu dämlich anzusehen und zudem meist noch in thai, lao oder vietnamesisch.
Das Packen am Morgen ist pure Routine. Ich fahre in den sich beinahe schon durch die Sonne aufgelösten Dunst. Nach 10 Kilometer zweige ich nach rechts ab. Nun beginnt das Vergnügen! Auf leicht schmieriger Lehmpiste geht es auf und ab. Dann noch einige ausgefahrene Passagen, einige zu meiner Herausforderung noch mit Schlamm durchsetzt. Natürlich darf die Flussquerung nicht fehlen. Offroadfahren vom feinsten! Frühre als erwartet treffe ich auf die neu asphaltierte Nebenstrasse die mich nach Paksan bringt. Der Erwartung entsprechend sind die nun folgenden Kilometer recht langweilig. Ich klappere in der Stadt die Bankomaten ab, die sind aber ausser Betrieb. Natürlich hat am Samstag auch keine Bank offen. Also weiter 90 Kilometer dem Mekong in südlicher Richtung folgen bis zur Gabelung wo ich wieder östlich in die Berge fahre. Die Landschaft ist komplett anders als bisher gewohnt. Ebenes Land durchdrungen von spitz gezackten Karsthügeln. Auf einen Aussichtspunkt bietet sich ein überwältigendes Panorama. Bis zu meinem Ziel fehlen noch vierzig Kilometer die ich auf einer beinahe schnurgeraden Strasse durch die von steilen Wänden gesäumte Fläche fahre.
Ich klappere zwei Unterkünfte ab. Die eine ist schön am Fluss gelegen, aber 8 Franken für eine windschiefe Hütte mit Matratze sind zuviel. Also das neuere Holzhaus mit Bambustrennwänden für den selben Preis gewählt. Inklusive Bad und weitem Blick, was beim anderen nicht der Fall war. Um die Beine zu vertreten spaziere ich zur Höhle die über sechs Kilometer durch den Berg führt und von einem Fluss aus dem Kalkfelsen gefressen wurde. Ein wirklich schöner Platz. In zwei bis drei Stunden kann man per Boot hindurch und zurück fahren. Kosten 20 Franken. Allein etwas viel und ehedem schon zu spät um drei Uhr Mittags. Mal sehen was sich morgen ergibt.

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Ban Lakxao , 17. Januar 2010

Zufälligerweise treffen Sonntag und der Tag der wenigen Kilometer zusammen. Schon um neun Uhr Morgens sind es angenehme 20 Grad. Erst um zehn Uhr fahre ich die selben 40 Kilometer die ich gekommen bin zur Hauptstrasse zurück Dann geht es ein ein wenig durch die Berge hinauf nach Lak Xao. Das heisst übersetzt "Kilometer Zwanzig". Je näher ich der Stadt komme, desto stärker und kühler wird der Gegenwind. Das es in den Bergen kälter wird weiss ich schon, daran gewöhnen will ich mich aber nicht. Vor Eins komme ich an.
Der umtriebige Ort lebt vom Geschäft und Verkehr mit dem nahen Vietnam. Es leben viele Vietnamesen hier und deshalb ist vieles auch in Vietnamesisch angeschrieben. Mein Zimmer in einem Hotel kostet zwar 12 Franken, dafür kann ich nach über zwei Wochen einmal wieder ein warmes Bad nehmen. Am Empfang treffe ich ein kanandisches Paar. Wir essen zusammen an einem Marktrestaurant und tauschen Erfahrungen aus. Schön mal wieder ein paar Worte wechseln zu können nach vielen schweigsamen Stunden und Tagen.
Der Markt ist gross und ich kaufe Ananas und Früchte. Das wird mein Abendessen. Zur Abwechslung von Reis und Nudeln. Danach freue ich mich auf ein ausgiebiges warmes Bad. Morgen wird sicher ein kühler und langer Tag durch die Berge nach Süden.


Thakhek (Muang Khammouan), 18. Januar 2010

Die Abfahrt heute verzögert sich. Weil ich eventuell länger im "Outback" bin will ich zur Sicherheit noch Travellerchecks bei der Bank nebenan eintauschen. Wieder einmal stellen sich drei Hindernisse in den Weg. Inkompetenz einerseits und mangelde Sprachkenntnisse beidseits. Sowie mein fehlender Pass. Die Checks können nach viertelstündiger Abklährung nicht eingetauscht werden. Ob ich keine Dollar habe um zu wechseln wird gefragt. Schon, aber erst will ich noch etwas anderes versuchen, bevor ich mein Bargeld los werde. In Notfällen kann ich das am besten gebrauchen. Und das hier ist noch lange kein Notfall. Immer freundlich bleiben und läche Der Barbezug auf meine Kreditkarte wird dann komischerweise unter Vorzeig meiner Führerausweise, der Pass- und der Visakopie genehmigt. Zum Glück habe ich frische Unterwäsche an im Falle das ich mich noch ausziehen müsste. Wieso ging das nicht mit den Checks?
Alles aufgeladen, getankt und es geht los. Kaum aus der Stadt wird die Piste dank einer Mischung aus Asphalt und Sand extrem löchrig und deshalb mühsam. Wieder einmal bin ich nicht sicher was mich erwartet. Ein neuer Staudamm hat einen Grossteil der vor mir liegenden Landschaft unter Wasser gesetzt. Das es fahrbahr ist, weiss ich, wie mir gestern Abend noch zwei Holländerinnen auf Mopeds gesagt haben. Also für mein Bike deshalb eigentlich kein Problem. Nach fünfundzwanzig Kilometern übler Holperstrecke ragen die ersten Baumleichen aus dem Wasser und ich bin am Stausee und auf einer neu erstellten Schotterstrasse angelangt. Die Piste windet sich auf künstlich erstellten Dämmen und über Inseln durch das erst kürzlich geflutete Gebiet. Deutlich an der einheitlichen Bauweise erkennbar sind die Dörfer der umgesiedelten Leute. Holzbauten auf Betonstelzen. Welche Verluste sie erlitten haben und welche Chancen sich durch den neu erstanden See bietet ist schwer abzuschätzen. Interessant wäre es auf jeden Fall zu sehen welch Bild sich in einigen Jahren bietet, wenn die Bäume verschwunden sind und den Blick auf den See freigeben. Zur Zeit wird der meiste Strom nach Thailand verkauft. Was sich aber mit der raschen Entwicklung sicher noch ändern wird.
Meinen eigentlichen Plan durch das Hinterland weiter zu fahren lege ich nach erreichen von Mahaxay ab. 150 Kilometer auf einer doch akzeptablen aber recht unspektakulären Dreckpiste abzuspuhlen widerspricht zwar meinem Wunsch keine Strecke zweimal zu fahren, aber diese ist so reiz- wie auch sinnlos. Also zurück auf die Hauptstrasse und nach Thakhek gefahren. Die Umstände in der Bank heute Morgen hätte ich mir somit auch sparen können. Aber was weiss man schon immer alles zum Vorraus. Darin liegt der Reiz des Reisens. In Thakhek bin ich zum ersten Mal in einer echten Travellerunterkunft. Viele junge Leute und nach drei Wochen die ersten Worte Schweizerdeutsch. Interessant das Badezimmer. Es ist so gross wie manche meiner bisherigen Unterkünfte insgesamt. Was mich aber nicht stört.

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Thakhek , 19. Januar 2010

Heute mach ich wieder auf Sonntag um wieder einmal das etwas Kleinere zu entdecken. Nach Studium des Reiseführers und Kleider waschen fahre ich erst einige Kilometer in die Karstberge um eine kleine aber für die Einheimischen sehr wichtige Höhle zu sehen. Sie wurde erst vor 15 Jahren wiederentdeckt und barg Duzende Buddhastatuen welche vor Jahrhunderten hier versteckt wurden. Der erhöht gelegene Zugang ist nun über eine Betontreppe zu erreichen. Wie es sich gehört ziehe ich die Schuhe am engen Eingang aus. Es ist ein kleiner aber schöner Ort und wirklich feierlich eindrücklich. Neben dem Aufpasser sind nur noch zwei Frauen anwesend. Ich knie mich vor der grössten Statue nieder und opfere ein Banane für eine weitere gute Reise und zur Besänftigung der Statuen weil ich verborgen heimlich Fotos gemacht habe. Dies ist offiziell verboten. Vielleicht um den DVD`s und CD`s welche unten am Zugang verkauft werden zu mehr Absatz zu verhelfen. Wer durfte all dies Aufnahmen ohne den heiligen Platz zu entweihen tätigen?
Den Weg zurück geht es nacher auf der Hauptstrasse und dann einem Pfad zur Badestelle der Langnasen. Tha Falang. Der Platz heisst so weil hier die Franzosen sich seiner Zeit bei einem kühlen Bad von der anstrengenden Verwaltungsarbeit ihrer Kolonie erholen mussten. Einige Einheimische fischen mit Harpunen im leicht grünen Wasser mit mässigem Erfolg. Einer will mir glaubhaft machen es gäbe Tiere (hab nicht verstanden was) welche beissen. Deshalb schwimmen seien Kumpels ja unbehelligt. Bevor ich in hineinhüpfe, mache ich noch ein Foto mit dem Selbstauslöser für mein kleines Schätzchen zu Hause.
Neben dem was ich gesesehen habe, gäbe es noch eine Unmenge an Höhlen zu besichtigen. Aber ich bin ja keine Fledermaus und will meine Tage im Dunkeln verbringen. Also zurück in der Stadt endlich die Berichte hochgeladen und mal die Neuigkeiten auf dem Netz abgeklappert.

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Salavan , 20. Januar 2010

Wieder einmal verschiebe ich die Entscheidung durch das Hinterland zu fahren auf den kommenden Morgen. Trotz eingehendem Studium aller möglichen Quellen bin ich unschlüssig wie lohnenswert die Strecke wäre. Wenn der einzige Kick aus Durchfahren von Flüssen bei Niedrigwasser und dem dauernden Raten des Weges besteht, ich weiss nicht. Auch das Wetter zeigt seine Sonnenseite nicht.
Der erste Gedanke beim Augenaufschlag sagt mir; Hauptstrasse! Die 220 Kilometer auf der Nord- Südachse Nummer 13 sind nicht erquickend aber wenigstens schnell durchlitten. Ich hänge allen möglichen Gedanken und Projekten die zu Hause auf mich warten nach. Um Eins erreiche ich Muang Kongxedon wo ich nach Salavan abkürze und esse Chips und Kekse mit einer Cola. Unterhaltsam ist die Hektik welche ausbricht wenn ein Bus mit Reisenden hält. Dann rennen unzählige Hände bepackt mit gegrillten Hühnerhälften auf Bambusspiessen und Tüten mit Klebreis um die Wette. Jede erhofft sich Erste zu sein und deshalb eher etwas zu verkaufen.
Ich schnalle für die nun staubigen 70 Kilometer ab dieser Verzweigung meine OP-Maske um. Bald beginnt es zu regnen. Gut weil es den Staub auf der Piste etwas bindet. Schlecht da es gleichermassen das selbe mit dem noch aufgewirbelten Reststaub auf meiner Brille tut. Leicht sehbehindert kann ich trotzdem die relativ gerade Strasse mit 50 Stundenkilometer bewältigen. Nur nicht über das Glas wischen sonst gibt es Blindflug! Die Abwechslung besteht aus beinahe kitschig frisch gepflanzten grünen Reisfeldern und dem Anblick von Frauen welche Kies für das Bauen aus einem Fluss sieben.
Zum Glück hält der leichte Regen nur eine halbe Stunde an und ich kann die zweite halbe Stunde wieder trocken. Um Drei bin ich in Salavan und bald im Hotel. Kaum ausgepackt regenet es schon wieder und erst noch um einiges stärker. Ich hoffe das dies der statistische eine Regentag im Januar ist und schreibe währendendessen diesen Bericht.

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Attapeu , 21. Januar 2010

Die 3000 Kilometermarke habe ich heute überschritten. Endlich ist es schön und heiss. Aber besser der Reihe nach erzählt.
Ich wache am Morgen vor Sieben auf. Das ist gut so. Denn ich will die 180 Kilometer bis Attapeu nicht hetzen. Der Tag beginnt im Gegensatz zu gestern wolkenlos. Wie üblich suche ich die Tankstelle auf. Ich tanke bewusst erst vor Abfahrt um nicht im Falle von Benzinabzapfen über die Nacht Geld zu verschenken. Das ist aber noch nie vorgekommen. Dank einem grossen Tank muss ich selten an den Fasszapfsäulen Benzin beziehen. Aber zur Sicherheit ist das immer noch besser als stehen bleiben. Auch wenn der Liter anstatt etwa 1.15 Franken rund 1.50 kostet.
Auf diesem Plateau wird im grossen Stil Kaffee gepflanzt. Es liegt auf einer durschnittlichen Höhe von 1200 Meter über Meer. Der beste Beweis liefert der Ort der sogar so heisst. Vor etlichen Hütten liegt die Kaffeeschoten zum trocknen auf Folien ausgebreitet. Sonst bietet die Landschaft nichts spezielles. Ein Wenig erinnert sie mich mit den Bergen ringsrum und den Bäumen an ihren Flanken welche teilweise ihr Laub abgeworfen haben an zu Hause.
Ich bin vor Mittag im Putthavongh Guesthouse und nach dem Einchecken wird erst mein Motorrad mit Öl, und danach ich mit Nudelsuppe versorgt.
Etliche Male muss ich fragen wo denn nun die Abzweigung nach dem 20 Kilometer entfernten Pa`am ist. Dort will ich noch die alte vietnamesische Rakete ansehen. Der Ort lag damals direkt am Ho-Chi-Minh-Pfad. ZU meinem Erstaunen ist die Strasse entgegen der Beschreibung im Buch asphaltiert. Die Rakete umzäunt von Bombenhälften ist nicht umwerfend, aber ein Stück Geschichte. In der so geschenkten Zeit beobachte ich noch Kinder beim Baden im Fluss. In der Mittagshitze verständlich. Die Wasserbüffel tun es ihnen gleich. Mir wäre also auch ein wenig danach. Zurück statte ich dem Wat einen Besuch ab. Die Klosterschüler lernen mehr oder minder eifrig was ihnen der Lehrer in Zivil bezubringen versucht. Es dauert etwas bis ich sie mit meiner Anwesenheit nicht mehr so ablenke und fotografieren kann.
Morgen mache ich meine voraussichtlich letzte lange Tour über Schotterpisten nach Takhek an den Mekong zurück.

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Champasak , 22. Januar 2010

Seit gestern Abend ist der Wurm drin. Erst bringt mir der Vietnamese anstelle begratener Nudeln eine Nudelsuppe, die zweite an dem Tag, und dann wird es als nächstes eine unruhige Nacht. Am Hotel liegt es nicht. Das ist ruhig und sauber. Aber an meinem Frühstück und den ungebetenen Gästen. Schon kurz nach Licht löschen habe ich das Gefühl, das da etwas rumhuscht. Ich vermute Kakerlaken. In diesem feuchtheissen Klima normal. Mein Zimmer liegt zudem im Erdgeschoss und die Türen und Fenster aus Massivholz sind immer krumm. Um Drei weckt mich deutliches Rascheln von Plastiktüten. Ich krieche unter dem Moskitonetz hervor und drehe das Licht an. Eine Maus flüchtet vor meinen Augen von meiner Tüte welche am Kleidergestell hängt. Eigentlich meine ich das die verchromte Stange Hindernis genug darstellt. Aber scheinbar nicht wenn daneben meine Gummizüge zur Gepäckbefestigung baumeln. Irgendwie muss das Tier diese erreicht und daran hochgehangelt sein. Die zugeknöpfte Tüte ist unbeschädigt. Also hänge ich sie an einem Gummiszug an den Deckenventilator. Ich hoffe das ist nun Hindernis genug. Erstaunlich schnell schlafe ich wieder ein und nehme nur mehr war das es draussen wieder stark regnet. Um halb Sieben esse ich meine immer noch ganzen Toastscheiben und spühle mit kalt aufgelöstem Nescafe. Einen Tauchsieder habe ich noch immer nicht gefunden.
Die ersten vierzig Kilometer sind langweilig weil schon bekannt. Ich biege links in eine Piste ab um dem Weg nach Pakxe etwas spannender zu gestalten. Eine nette Fahrt bei nicht allzu schlechten Strassenverhältnissen wartet auf mich. Wie vom Buch angekündigt erreiche ich nach sechzehn Kilometer einen breiten, etwa hundert Meter hohen Wasserfall inmitten des Urwalds. Wirklich eindrücklich, und den Tad Katamok kann ich ganz allein geniessen. Einige Kilometer weiter bin ich wieder auf dem Plateau angelangt und es wird erst in kleinen und dann in immer grösseren Mengen Kaffee angepflanzt. Trotzdem bleibt die Fahrt unterhaltsam. Ich halte um einen Friedhof der speziellen Art abzulichten. Die Gräber bestehen aus Holzhäuschen.
Vor Pakxong wird die Landschaft von Kaffeekulturen dominiert und die Strasse ist asphaltiert und von Häusern gesäumt. Es berginnt zu regnen und hält die nächsten 30 Kilometer bis vor Pakxe an. Dort angekommen sind meine Kleider noch feucht und ich bin nicht schlüssig ob ich in dieser hektischen Stadt bleiben soll. Bis zu meinem Ziel, dem Wat Puh in der Nähe von Champasak fehlen nur etwa zwanzig Kilometer. Ich überquere die Mekongbrücke und erreiche die Naturpiste welche nach Champasak führt. Was nun folgt ist eine Stunde Eiertanz vom feinsten. Es wird auch hier eine neue Strasse gebaut. Durch den Regen ist die Staubschicht zu Schmierseife mutiert und beinahe unfahrbar. Zudem muss alle paar hundert Meter wegen Brückenbaustellen auf provisorische Baupisten gewechselt werden. Nach zehn Kilometer überlege ich umzukehren und am anderen Mekongufer erst auf der asphaltierten Strasse zu fahren und per Fähre nach Champasak überzusetzen. Doch mindestens die Hälfte habe ich sowieso schon hinter mir und so ist es einerlei ob ich weiterfahre. Was noch fehlt wäre ein Sturz. Genau das passiert zwei Kilometer weiter. Ich klemme mir leicht den Fuss ein und der Vorderbremshebel geht flöten. Das hält mich aber nicht auf. Ich bekomme eine vage Vorstellung was heisst hier in der Regenzeit zu fahren. Dank der Sonne wird es langsam besser. Als es sogar beginnt Vergnügen zu bereiten bin ich leider schon da. In der Unterkunft befreie ich mich und das Bike erst vom Dreck und ersetze dann noch den Hebel. Der Ort am Ufer des Mekong ist dermassen ruhig, es bleibt einem gar keine Alternative als auszuruhen. Was ich den Rest des Tages machen werde.

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Champasak , 23. Januar 2010

Statistiken sind dafür da, um gefälscht zu werden. So scheint es mir jedenfalls bestätigt was das Wetter anbelangt. Von wegen statistisch einem Tag Regen im Januar. Nicht nur das es nachts regnet, sodern auch den Morgen auf meinem Weg zum Wat Phu. Einer Ruine der Khmer. Immerhin war es ein gestern Abend angenehm und trocken, so konnte ich eine Zigarre am Ufer des Mekong geniessen.
Den ersten Schauer unterwegs lasse ich im kleinen Museum in der Nähe aus. Einige Exponate und Erklärungen sind zu sehen. Nichts Neues zu entdecken für mich. Den weiteren Regen ertrage ich mit Gelassenheit. Ich kann ja meinen Helm aufbehalten. Die schrägen Blicke deswegen interessieren mich wenig. Das schlechte Wetter und die frühe Tageszeit verhelfen aber immerhin zu einem relativ ungestörten Erlebnis. Nach den Wasserbecken im Flachen steigt der Zugang zur ersten Stufe leicht an. An den beiden verfallenen Gebäuden beidseits des Prozessionsweges wird mit indischer und französischer Hilfe (Geld) restauriert. Der Weg wird etwas steiler zur zweiten Stufe. Nur je drei Ziegelhaufen zeugen von ehemaligen Gebäuden. Nun geht es steil eine Steintreppe zum zentralen Heiligtum auf der dritten Ebene. Von der gepriesenen ehemaligen Quelle ist nicht mehr viel zu sehen. Die spährlich anfallenden Tropfen an der Felsnase werden in ein Steinbecken geleitet. Vom einstigen Tempel ist noch ein Teil erhalten. Darin befindet sich eine Buddhastatue welche noch heute rege von Leuten besucht und verehrt wird. Ein Haufen Opfergaben bezeugen das. Trozdem schade das es so bedeckt sein muss. Der Blick weit über den Mekong hinaus nach Osten wäre sicher sehr schön. Als ich um Zwölf für die Rückfahrt aufbreche geht der Ansturm los. Mein Glück. Morgen fahre ich noch auf die 4000 Inseln im Mekong an der Grenze zu Kambodscha für meine letzten Tage in Laos.

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Dong Khon (4000 Inseln), 24. Januar 2010

Nun bin ich da, wovon beinahe jeder den ich getroffen habe gesprochen hat. Auf den viertausend Inseln. Love, Peace and Happyness! Naja, mal sehen wie es ist. Bevor ich meine ersten Eindrücken schildere noch kurz vom Weg hierhin berichtet.
Die Autofähre in Champasak über den Mekong legt bei meiner Ankunft am "Pier" an. Doch dauert es eine halbe Stunde bis genügend Autos darauf sind um abzulegen. Der Kahn scheint aus Alteisen und drei Pontons zusammengeschweisst. Kein Wunder hört man dauernd von gesunkenen Fähren in Asien. Auch der Kapitän ist kaum mehr als 25 Jahre alt. Sein Anlegemanöver am anderen Ufer wird zur Fahrstunde. Als er die Rampe beim dritten Anlauf einigermassen plaziert hat hüpfe ich mit Anlauf über den Absatz auf den Sand. Die 60 Kilometer auf der Strasse 13 nach Süden sind flach und geradeaus. Ich erreiche den Hafen von Nakasong. Ein Haufen meist junger Leute verteilt sich auf die wartenden Fahrzeuge. Ich darf für die Überfahrt samt Motorrad 6 Franken bezahlen. Das ist sehr teuer.
Wir landen auf Don Det. Ich fahre gleich weiter über die Insel nach Don Khon. Der Pfad führt an einer Unmenge Guesthouses und Lokalen vorbei. Überall wimmelt es von Falang (Langnasen). Schätzungsweise kommen auf einen Einheimischen etwa 15 Touristen. Die alte französische Eisenbahnbrücke welche die Inseln verbindet ist nach 5 Minuten erreicht. Leider sehe ich die Hütte wo 1 Franken 50 Wegzoll gezahlt werden soll zu spät zum Bremsen und fahre weiter. Abzocke Nummer zwei. Von einsamen Backpackerparadies kein Spur. Immerhin ist Don Khon ruhiger. Auf Don Det soll man alle Arten von Happy Food bekommen, was sich entsprechend in ungehemmten Verhalten der jungen Touris zeigt. Partytime! Was da an Drogen im Essen mitgeliefert wird will ich besser nicht wissen. Hanf wird das gerinste Übel sein. Auf Don Khon soll man vom Rummel und Lärm verschont bleiben. Ich hoffe das sehr. Trotzdem ist es offensichtlich, das die Idylle welche überall verkauft wird mindestens auf diesen beiden Inseln schon vor einigen Jahren geschwunden ist.
Mal sehen welche Erkentnisse ich bis Morgen sammeln kann, und wie lange es mich hier hält.

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Savannakhet, 26. Januar 2010

Kaum bin ich im "Paradies", bin ich auch schon wieder weg. Während des Verfassen des letzten Berichts wird mir schwindelig und als ich später Fieber messe, habe ich schon leicht Temperatur. Nicht ideal auf einer Insel die vielleicht nicht einmal eine Apotheke hat. Die Symptome deuten auf eine Blasententzündung hin. Ich schlucke Penizillin.
Am Morgen ist das Fieber besser und ich fahre von den Inseln um in Pakxe wenn nötig medizinische Versorgung zu haben. Zum Ende der dreistündigen Fahrt merke ich wie das Fieber wieder kommt. Bei der Klinik wo ich anfrage werde ich abgewiesen. Erst am Abend geöffnet! Im Spital begreift mich keiner. Also nehme ich ein schönes Zimmer für 33 Franken und will zuwarten und trinke Unmengen von Wasser. Essen mag ich nicht. Ich liege schlapp im Hotelzimmer. Um Acht Uhr Abends steigt das Fieber auf 40 Grad. Ich bekomme leicht Angst. Wenn es jetzt wirklich ernst wird dann bin ich am falschen Ort. Glücklicherweise geht das Fieber bald wieder unter 39 Grad und ich schlafe nicht einmal schlecht.
Am Morgen ist das Fieber weg und ich fahre weiter nach Savannakhet wo ich mir kompetente Hilfe erhoffe. Da die Hauptstrasse nach Norden kaum Abwechslung bietet versuche ich die alltäglichen Dinge mit der Kamera einzufangen. Meist gehen die vergessen weil man sich nach kurzer Zeit im Land schon so an sie gewöhnt hat. Zum Beispiel die verschiedenen Haustypen je nach Wohlstand. Gebaut wird hier sowieso immer. Die eher wie eine Baracke scheinende Dorfschule, oder die allgegenwärtigen Fahnen des Landes und des Kommunismus. Nach vier Stunden Fahrt beziehe ich ein anständiges Zimmer in einem Hotelklotz etwas weg vom Zentrum. Danach eile ich zu einer im Reiseführer empfohlenen Klinik im Stadtzentrum. Sie ist geöffnet und es spricht neben dem Arzt und seiner Fau sogar noch jemand Englisch! Staunend beobachten die anderen Patienten wie ich nach der Anmeldung noch einmal selbst mein Fieber messe. Überraschend schnell werde ich zum Arzt gerufen und schildere alles. Die unglaubliche Freundlichkeit welche mir zuteil wird verblüfft mich. Zur Sicherheit will ich noch einen Dengue- und Malariatest machen lassen. Die Schwester hat das Stechen im Griff. Gut, meine Fettreserven sind nun beinahe null und alle Adern vom feinsten zu sehen. Das Material ist neu verpackt und steril. Nach der Urinprobe heisst es warten. Ich kaufe 6 Liter Wasser und schütte soviel es geht in mich hinein.
Um halb Fünf heisst die Diagnose Blasenentzündung und ich bekomme vier Medikamente ausgehändigt. Die Kosten für alles betragen 110`000 Kip, da sind 14 Franken! Morgen bleibe ich hier um meinem Körper etwas Ruhe zu gönnen.

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Savannakhet, 27. Januar 2010

Heute gibt es kaum Reisebericht, oder Selbstdarstellung, oder wie auch immer.... Selbstverständlich muss ein Selbstportrait für Kyra wieder einmal sein! Schlecht geschlafen habe ich, aber immerhin sprechen die Medis an. Schön nach drei Tagen kein Kopfweh mehr zu haben. Kleider waschen und in der Stadt einige Eindrücke eingefangen. Mal etwas Anderes als vorwiegend Naturbilder der letzten Wochen.
- Meine Mittagssuppe in einer Garküche
- Die Jugend beim Spielen von Petanque
- Das Allzweckfahrzeug der einfachen Leute
- Die Frauen der Abfallentsorgung
- und ein chinesischer Tempel am Mekong
Morgen fahre ich mindestens bis Muang Pakxan Richtung Vientiane weiter.

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Vientiane , 28. Januar 2010

Ich bin vielleicht schon ein harter Typ! 3 Stunden Schlaf dank Vollmond und mit einigen Medis im Kopf 400 Kilometer in sieben Stunden bis in die Hauptstadt gefahren. Ich bin ganz sicher........ (hier kann jeder einsetzen was er will)! Es ist nicht normal, gelinde ausgedrückt. Aber der Strassenverlauf ist alles andere als anspruchsvoll und ich fühle mich sehr gut im Gegensatz zu den letzten Tagen.
Nach vier Stunden bin ich in Pakxan wo ich ursprünglich über Nacht bleiben wollte. Aber um Eins müsste ich in diesem staubigen, scheinbar nur aus einer Häuserzeile entlang einer Strassenbaustelle bestehenden Kaff noch unendlich viel Zeit totschlagen! Nach meinen Bereichnungen sollte ich ungefähr um Fünf Vientiane sein wenn ich weiterfahre. Das mache ich. Unterwegs halte ich um ungewöhnliche oder eben typische Dinge die ein alltäglicher Anblick sind abzulichten.
Nach zwei weiteren Stunden werde ich schlapp und schütte zum ersten Mal ein auf den asiatischen Markt zugeschnittenes Red Bull von ekliger Süsse in mich hinein. Es ist etwa 32 Grad warm. Schon bei Abfahrt waren es mindestens 20 Grad. Während der Fahrt ist trotz Schutzmontur bei Tempo 60 glücklicherweise wenig davon zu spühren.
Ich erreiche die Vororte der Stadt zum idealen Zeitpunkt; im Feierabendverkehr. Wie von Zuhause gewohnt ist alles vorbildlich beschildert. Sicherlich nur wegen der Medikamente verfranse ich mich total und verliere eine halbe Stunde Zeit. Währendessen hat sich aber auch der Verkehr beruhigt. Im Kern fahre ich noch ein paar Ehrenrunden zum Vergnügen durch die Einbahnstrassen bis ich ein wirklich schönes Zimmer finde. Ein "VIP"-Zimmer für 23 Franken. In einem Sanatorium wäre ich eventuell besser aufgehoben. Nach der nötigen Dusche esse ich nach 4 Wochen zum ersten Mal wieder ein richtiges Stück Fleisch.
Hier noch einige Eindrücke unterwegs:
- Wasserleitung auf der Schnellstrasse
- Das Lausen
- Eine überall anzutreffende Mofareparaturbude
- Material für Rattanwände und das Endprodukt
- Eine Landschaft zum Träumen
- Öfen zum trocknen von Tabak
Eigentlich falsch die Bilder so am Ende zu platzieren. Da müssen sich die Lesefaulen nicht mal die Mühe machen die Links aus dem Text zu klauben. Die restlichen "Perlen" hebe ich auf, im Fall das mir morgen gar kein Motiv vor die Linse läuft.

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Vientiane, 29. Januar 2010

Erst eine Meldung vom Amt für Statististik.
- Gefahrene Kilometer: 4108
- Benzinberbrauch: ca. 150 Liter
- Ölverbrauch: 0.7 Liter
- Kettenspray: 1 Dose
- Reifenverschleiss: 0.5 Satz
- Stürze: 1
- Vorderbremshebel: 1 Stück
- Schlüsselverlust: 1 Zünd-Tankschlüssel
- Defekte: Ölverlust an Gabel, Tachosaite gebrochen
Der Bericht vom Sozialministerium lautet folgend;
Laos ist abgesehen von Unmengen an Blindgängern rechts und links der Pfade ein sehr sicheres Land. Auch da der Verkehr weg von Vientiane sehr spährlich ist. Höflichkeit gehört zum guten Ton und Gelassenheit herrscht vor. Dies ist bei der politischen Lage auch sehr angesagt. Agressivität wird nicht sichtbar ausgetragen. Naturbedingt gilt in beiden Fällen bei Unklarheiten das Recht des Stärkeren. Sprich durch Macht in Form von Geld oder Fahrzeug. Bei Fragen durch Touristen gibt man ehrlicherweise lieber keine als wie in anderen Ländern manchmal üblich ein falsche Auskunft. Mancher fürchtet sich sogar dermassen vor Touristen dass er jegliche Phrase mit panikartiger Handbewegung verneint.
Die Esskultur entwickelt sich parallel zur Wirschaft des Landes. Auch wenn die Ökonomie weit hinter der chinesischen liegt, so sank die Anzahl der Nebengeräusche und Ordnung bei Tisch aber nie so tief wie dort. Mit dem richtigen Einsatz des Bestecks wird noch experimentiert. Im Hinterland wird nach alter Väter Sitte mit rechter Hand gegessen. Klebreis zum Klumpen geformt und dann platt gedrückt hilft dem Daumen etwas vom spärlichen Fleisch oder Gemüse zu greifen. So bleibt die linke Hand frei die anderen Öffnungen am Kopf zu bedienen. In dichter besiedelten Gebieten reicht man zur Nudelsuppe Stäbchen und Löffel. Die Stäbchen liessen sich neuster Erkenntnisse durch verkürzen der Zutaten Die Gabel schaufelt das Menu auf den Löffel welcher so vorbereitet zum Mund gelangt. Ob das Messer aus Grund des Mangels an grossen Fleischstücken fehlt oder zur Beibehaltung der erfreuliche kleinen Anzahl Gewalttaten beitragen soll sei dahingestellt.
Hier noch die restliche Bilder des Vortages.
- Das Koken und das Endprodukt
- Spuren eine Zusammenstosses
- Imbiss an der Schnellstrasse
- Reisbauer

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Vientiane, 30. Januar 2010

Es kostet schon Überwindung so wenig zu tun nach so viel Unrast. Nach gemütlichem Frühstück fahre ich zu so einem Klotz von Monument. Ungewöhnlich liebevoll gestaltet und gepflegt. Aber immerhin ein guter Aussichtspunkt um die Stadt etwas erhöht zu sehen. Den Rest bis zun Mittag treibe ich mich im Markt umher, und mache mich schlau was den Lieben zu Hause gefallen könnte. Für Kyra werde ich fündig.
Als ich um 15.15 Uhr ins Nationalmuseum will, kann ich nicht mehr rein. "Wir haben geschlossen". Ja, ab 16 Uhr. "Solly, tu big" ist die die Antwort der Kompetenz am Eingang. Als könnte das läppische Gebäude Exponate für Stunden beinhalten. Vor allem nach hiesieg vorherrschendem Standard. Übrigens öffnete es Mittags um 13.30 Uhr.
Dann werde ich noch Zeuge der Erprobung Hondas neuster Geheimwaffe im Kampf um die Moto-GP Krone. Diese wird bis zum den WM-Tests im harten Ellbogenkampf durch Vientianes Häuserschluchten getestet.

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Vientiane, 31. Januar 2010

Ein weiterer Tag des Müssiggangs neigt sich seinem Ende zu. Den Morgen kann ich das überaus lehrreiche Nationalmuseum besichtigen. Dies liegt gegenüber der chinesisch finanziertenKulturhalle. Etwa ein Viertel der Austellungsfläche wird von Ausgrabungen bis zur Neuzeit inklusive Exponaten belegt. 10% vom Kulturgut der Ethnien und der Rest vom glorreichen Kampf der Volkbefreisungsarmee gegen die "imperialistischen USA und ihre Marionetten" sowie aller Vorzüge und Entwicklungen der heute existierenden kommunischtischen Einheitspartei. Das verdeutlicht einem wieder was vor lauter Ferienstimmung vergessen geht. Dieser Staat wird nach wie vor von einem totalitären Regime von Greisen befehligt. Alles in allem Propaganda vom Feinsten. Der Staub auf den vergilbten Ausstellungsstücken passt wie die Faust auf`s Auge zur überholten Regierungspolitik. Ich habe es gut, ich kann abhauen wenn ich will!
Nach dem Stöbern auf dem Markt und anschliessender Nudelsuppe lege ich die nun übliche Siesta ein, während die Temperaturen über dreissig Grad klettern. Um Drei fahre ich los um nicht wieder ausgesperrt werden. Das Ziel ist das That Luang, eine 41 Meter hohe Stupa. Das Original stammte aus 14. Jahrhundert und gründet auf einem noch älteren Tempel der Khmer. Dies ist das nationale Wahrzeichen und wichtigste Pilgerstätte der Lao. Im November kommen hier Zehntausende für Feiern zusammen.
Eintritt muss ich nirgends zahlen. Auch wenn im Buch angegeben. Das heute golden bemalte Bauwerk macht in der Nachmittagssonne schon Eindruck. Früher sollen es mal einige hundert Kilo Blattgold gewesen sein. Da sich gerade keine Touristen anbieten, spreche ich drei junge Mönche an ob sie mich vor dem Teil fotografieren können. Der mit dem besten Englisch dirigierte kurzerhand seine Kameraden neben mich. Mir soll es recht sein. Scheinbar macht er das nicht das erste Mal. Auch gut. Normalerweise sollen sie ja keinen persöhnlichen Besitz haben, aber ein Handy haben die meisten. Nachher wollen sie natürlich wissen woher ich komme und stellen sonst noch Fragen. Wir erzählen uns gegenseitig etwas von unserem Leben. Die Jungs sind ok, neugierige Teenager eben. Sie kommen alle aus verschiedenen Provinzen. Zum Schluss lichte ich sie noch ab. Muss das aber wiederholen da einer mit seinem Blick nicht zufrieden ist. Eitel also auch noch, von wegen buddhistischer Bescheidenheit! Trotz gemütlichem Tagesablauf ist es schon bald Abend und ich komme meiner Pflicht den Tagesbericht zu verfassen gerne einmal mehr nach.

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Vientiane, 1. Februar 2010

Mit der Rückgabe des Motorrades kommt das Bewusstsein das ein weiterer Traum zu Ende geht. Doch das macht mir keine Angst. Das Leben wird mir vor den Träumen ausgehen. Das Motto "der Weg ist das Ziel" trifft zwar zu, aber meines lautet eher "das Ziel ist nie(am Ende der Träume)anzukommen". Idealerweise ist mein Leben eine Traumzeit. Wirkt vielleicht abgehoben, aber von oben gesehen werden die Dinge übersichtlich. Vordergründig Wichtiges reduziert sich so eher zu dem was es öfters ist. Banal. Träumen macht mich kreativ und gibt Lebensfreude. Weshalb dieser philososphische Anflug? Weil die die Freude mir einen Traum erfüllt zu haben mich glücklich macht.
Kommen wir zum Tagesgeschäft zurück. Das mich durch den Tag treiben lassen wird noch bis morgen Abend anhalten. Auch wenn ich immer mit erstaunlicher Pünktlichkeit um halb Acht aufstehe. Die versprochenen und auch die nicht versprochenen Postkarten sind abgeschickt. Die Geschenke für die daheim im Stich gelassenen gekauft. So kann ich mich ganz in den hiesigen Lebensstil geben. So lange Geld vorhanden ist, möglichst eine gute Zeit ohne Anstrengung haben. Und Geld habe ich noch genug.


Vientiane, 2. Februar 2010

Die Luft ist draussen. Abgesehen von Nachmittagstemperaturen welche zur Untätigkeit förmlich zwingen, ist die Motivation noch gross was zu unternehmen nicht vorhanden. Die nächsten sechs Stunden bis zum Abflug werde ich sicher irgendwie totschlagen. Mal sehen wieviel Hitze ich noch absorbieren kann um zu Hause den Schnee zumindest auf den Strassen zum Schmelzen zu verhelfen. Verläuft alles planmässig hat mich die Schweiz morgen früh um Sieben Uhr wieder am Hals.