Jordanien '06

3. Januar 2006 bis 22. Januar 2006

Unsere Fahrwege in Violett

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Amman

Schon auf unserem Flug in die Hauptstadt Jordaniens, Amman, werden wir mit dem Anblick moslemischer Kleidungssitten vertraut. Bei der Zwischenlandung in Genf füllt sich das vorher fast leere Flugzeug mit traditionell bekleideten Pilgern auf dem Weg nach Mekka. Die Vorfreude steht den Leuten förmlich ins Gesicht geschrieben!
Entsprechend Wenige warten mit uns an der Gepäckausgabe nach der Landung. Die Meisten fliegen weiter nach Jidda. Nach kurzer Geldbeschaffung am Automaten können wir ein Taxi besteigen. Mohammad, unser redseliger Chauffeur schlägt während der halbstündigen Fahrt ein Hotel in "Downtown" vor. Sicher wird er etwas daran verdienen, aber wir willigen ohne bestehende Reservation ein um einen Augenschein zu nehmen. Zimmerbesichtigung und etwas Feilschen um den Preis, wir sind untergebracht und alle Beteiligten zufrieden. Jetzt muss nur noch für unser leibliches Wohl gesorgt werden! Der Rezeptzionist zeigt uns ein Restaurant etwas weiter der Strasse entlang und wir folgen der Beschreibung. Das Lokal bietet sicher nicht was man unter "gediegener Atmosphäre" versteht, aber gerade das ständige Kommen und Gehen fasziniert uns und garantiert eher frisch gemachte Speisen. Wir bestellen mit Englisch und Händen und Füssen Suppe, Lammspiesse und Reis. Standardmässig werden dazu grüne Pfefferschoten und in Essig eingelegter Rettich sowie Unmengen von Fladenbrot serviert. Während wir uns den Bauch füllen beobachten wir vergnügt das geschäftige Treiben um uns herum.

Obwohl Amman gegen zwei Millionen Einwohner hat, ist das was Sehenswert ist in Fussdistanz um das in einer Senke gelegene Downtown zu finden. Von der Abdullah Moschee und anderen Kleinigkeiten abgesehen. Gegenüber unserem Hotel befindet sich das ehemalige römische Zentrum mit dem gut erhaltenen Theater. Auf dem Hügel dahinter das antike Regierungszentrum. Davon ist zwar nicht mehr allzu viel zu sehen, aber es verschafft einen guten Überblick über das sich über diverse Kuppen hinziehende Amman. Die irrwitzig grosse Nationalfahne ist von hier oben sowieso nicht zu übersehen.
Eigentlich wollen wir uns im modernen Geschäftsviertel Shmeisani nur über die Mietautopreise erkundigen, sitzen aber eine Stunde später bereits im abendlichen Verkehrschaos in einem Peugeot 307 Jahrgang 2005. Das Angebot war zu gut und so kämpfe ich mich der Nase nach zurück zum Hotel. Was abgesehen von einem kleinen Umweg auch bestens klappt. Millimetergenaues nebeneinander herfahren zu fünft auf drei Spuren ist bei der Toleranz der Automobilisten kein Problem! Bis zum Nachtessen streifen wir durch den Souk. Allerdings immer mit der Gefahr bei zu langem Verweil vor einer Auslage zum Teetrinken "genötigt" zu werden! Hier sehen wir den Begriff der "orientalischen Düfte" beim Anblick der Parfümläden wo sich jede Frau ihre bevorzugte Note mischen lassen kann bestätigt.

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Jerash

Bisher sehr positiv überrascht von der Freundlichkeit und Zurückhaltung der Jordanier brechen wir am nächsten Morgen gegen Norden auf und müssen dazu quer durch die Stadt. Nach gut fünfundvierzig Minuten ist auch das geschafft. Verglichen mit Lateinamerika herrschen in Amman aber verkehrsmässig noch gemässigte Zustände. Eine gute Stunde später sind wir in dem uns als Basis dienenden Jerash angelangt und finden mit Glück das gesuchte Hotel auf einem Berg im Olivenhain.
Der strahlend blauer Himmel verheisst endlich angenehme Temperaturen. Wir haben am gleichen Tag noch genügend Zeit die faszinierend gut erhaltenen Ruinen der römischen Stadt Gerasa zu bestaunen. Schon das ovale Forum beeindruckt mit fast lückenloser Säulenreihe. Beschützend thront der Zeustempel an den Hang gelehnt leicht erhoben darüber. Ebenso säulenflankiert erstreckt sich der Cardo Maximus 700 Meter quer dem Gefälle verlaufend durch das alte Zentrum. Ein langer Treppenanstieg mit Zwischenebene eröffnet nach 300m den Blick zum Artemistempel, der Schutzheiligen von Gerasa, und zur gegenüberliegenden neuen Stadt. Die Aussicht vom Zeustempel öffnet einem richtig die Augen für den römischen Säulenwald. Die römischen Relikte zu Hause wirken dagegen schon fast wie ein schäbiger Steinbruch.
Nach geruhsamem Schlaf wollen wir mit einem Umweg über den Berg des Predigers Elias und der Kreuzritterfeste in Ajlun im Tal des Jordan nach Norden fahren. Am Mar Elias gibt es ausser dem Westjordanland und Kirchenfundamenten nichts Grossartiges zu sehen, trotzdem erfüllt uns ein besonderes Gefühl permanent auf solch historisch bedeutendem Terrain unterwegs zu sein. Spannender ist die verwinkelte Burg von Ajlun. Unzählige Etagen, Räume und Gänge wurden im Laufe der wechselnden Besatzungen hinzugefügt.
Nach diversen Militärkontrollposten mit der immer wieder kehrenden Frage; "where you go?" gelangen wir zur auf einer Anhöhe gelegen Stadt Umm Qais mit der Ruinenstadt Gadara. Am Dreiländereck mit Aussicht auf den See Genezareth und dieGolanhöhen, sind Freund und Feind in ihren Schützengräben beidseits der Grenze mit unserem Feldstecher deutlich auszumachen. Die wenig ausgegraben und restaurierte Stätte strahlt in der Abendstimmung trotz diesem spannungsgeladenen Umfeld eine romantische Ruhe aus. Wie Gerasa gehörte Gadara zur Dekapolis, einem Städtebund und lag an der Weihrauchstrasse.

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Bei anbrechender Dunkelheit brechen wir zum Rückweg auf. In Irbid, der drittgrössten Stadt Jordaniens, erwischen wir eine falsche Abzweigung und entdecken erst nach einer halbstündigen Irrfahrt ein Strassenschild in englisch das auf eine Ortschaft nahe der syrischen Grenze hinweist. Wir wenden und treffen irgendwann mit mehr Instinkt als Verstand fahrend auf die Schnellstrasse nach Amman und finden heim. Enttäuscht vom überteuerten, lieblos vorgesetzten Essen im Hotel suchen wir in Jerash etwas Vernünftiges. Wie wir während der Ferien immer wieder realisieren fehlt den fast ausschliesslich männlichen Angestellten im Dienstleistungssektor das weibliche Flair der liebevollen Führsorge. Frauen gehören im eher liberal geltenden Jordanien scheinbar auch ins eigene Heim und nicht in die öffentlichkeit. Für ein paar Franken geniessen wir Falafel, Reis und Hühnerfleisch. Uns dünkt dass dem Besitzer die Anwesenheit ausländischer Touristen schön Trinkgeld genug ist, so strahlt er über das Gesicht. Wir geben aber trotzdem etwas. In einer Bäckerei decken wir uns noch mit Wegzehrung für die Exkursionen ein.
Den letzten Tag wollen wir in der Wüste verbringen und fahren gegen Osten auf der Hauptstrasse Richtung Irak. Beim Versuch Wasser zu kaufen lerne ich mein zweites arabisches Wort: Maye. Wir halten uns zwar in bewohnter Gegend auf, aber Wasserreserven mitzuführen schadet nie. Unser Ziel, der aus schwarzem Basalt erbaute Ort Umm el Jimal (Mutter der Kamele) konnte dank ausgeklügelter Wasserhaltung in seiner Blütezeit immerhin fünftausend Menschen beherbergen. Heute liegt die ehemalige Pracht wie nach einem Bombardement mit Folgebrand bizarr im hellen Sand darnieder. Leider ist auch noch vor Kurzem die letzte funktionstüchtige tonnenschwere Steintüre auseinander gebrochen. Aus Holzmangel musste hier im wahrsten Sinne des Wortes Massivbauweise betrieben werden. Alles wurde aus Stein erstellt. Früher als erwartet finden wir uns im Hotel ein, was aber bald folgenden, heftigen Regenfälle nicht allzu schlimm ist.

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Karak

Wieder fahren wir westlich nach Westen in Tal des Jordan. Das Gewässer fliesst im Grabenbruch zwischen der afrikanischen und asiatischen Kontinentalplatte. Durch Abpumpen des Wassers für die Urbarmachung auf jordanischer Seite ist es nur noch ein Rinnsal das ins Tote Meer mündet. Hier auf über dreihundert Meter unter Meeresspiegel sind die Temperaturen trotz des schlechten Wetters recht warm. Die ganze Landschaft ist mit Gewächshäusern bedeckt. Den weniger fruchtbaren Boden nützen die Beduinen für Viehzucht. Beeindruckend dominiert die Moschee von Deir Allah das Tal.
Dem kahlen Ufer des Toten Meeres entlang fahren wir südlich bis auf Höhe der ehemaligen Halbinsel Lisan. Ehemals deshalb, weil durch die fortschreitende Verlandung des Meeres die Halbinsel bis ans Israelische Ufer gewachsen ist. In Richtung Berge nach Karak abgebogen, haben wir einen guten Ausblick auf die erwähnte Gegend.
Meiner Vorliebe für alte Steine widersprechend, verzichten wir auf die Visite der uneinnehmbar wirkenden Ruine der Kreuzritterfestung von Karak. Wieder einmal leiden wir auf neunhundert Metern Höhe unter der Kälte der Nacht! Glücklicherweise scheint am folgenden Tag die Sonne und wärmt unsere Glieder einigermassen. Die nächsten Tage werden wir auf der alten Königsstrasse unterwegs sein. Um eine weitere biblische Stätte zu sehen fahren nach Norden und durchqueren dabei das mächtige Wadi Mujib. Dessen Wasser würde sich ebenfalls, zum Ende hin durch eine schmale Schlucht gedrängt, ins Tote Meer ergiessen. Das wird aber von einer Staumauer verhindert. Auch hier leben Beduinen. Deren Ziegen ernähren sich wahrscheinlich von Steinen oder für uns kaum sichtbare Vegetation.
Hoch über dem Toten Meer erhebt sich der Tempel des Herodes, wo Johannes der Täufer enthauptet worden sein soll. Von der Anlage ist nicht mehr viel zu sehen, da sie von den Römern geschleift wurde. Nur Fundamente und Reste der römischen Belagerungsrampe sind noch auszumachen. Ebenso verlassen wie andernorts ist das Touristenzentrum nach dem Einbruch des Fremdenverkehrs seit dem erstem Golfkrieg. Aber die Aussicht ist die Fahrt wert.

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Dana

Ohne in Karak noch einmal zu halten folgen wir dem Kings Highway nach Süden. Nach dem Durchfahren des riesigen Wadi Hasa stecken wir Nachmittags im Markttreiben von Tafila fest. Zum Glück sind die Distanzen nicht unendlich und wir erreichen das am Rande des Wadi Araba auf ein Felsvorsprung gebaute Dana nicht allzu spät. Das halbverlassene pittoreske Dorf aus dem Mittelalter bietet nicht viel. Die grösstenteils zerfallenen Häuser im umgebenden felsendominierten Naturschutzgebiet verströmen aber eine einzigartig archaische Romantik und zählt somit für mich neben Petra zu den Highlights der Reise.
Drei Optionen zur übernachtung stehen für uns zur Auswahl; Für hundert Franken im staatlichen Kajütenbett in enger Kammer mit Etagenbad, für sechzehn Franken im verschachtelten, freaky eingerichteten Danatower ebenfalls mit Etagenbad oder in der örtlichen Kooperative für vierundzwanzig Franken mit eigenem Bad. Unsere Wahl fällt nach intensiver Beratschlagung auf die Kooperative. Spätestens beim schmackhaften und reichhaltigen Nachtmahl bereuen wir den Entscheid kein bisschen. Hier schmeisst eben eine, wenn auch philippinische Frau den Haushalt. Wir unterhalten uns nach den Essen angeregt mit einem türkisch-französischen Pärchen und einem einheimischen Handwerker. Bei der Frage wie viele Kinder er habe, antwortet dieser sechs. Später gesteht er neben den sechs (männlichen) Kindern auch noch eine Tochter zu haben. Soviel zur Wertschätzung des weiblichen Geschlechts.
Mit Hilfe eines Gasofens überstehen wir die Nacht ohne Erfrierungen. Wir benötigen nach dem Autofahren der letzten Tage ein wenig Bewegung. Zuerst steil und um dann allmählich flacher werdend windet sich der Pfad vom Dorf aus das Tal hinunter um schliesslich in dem das Tote mit dem Roten Meer verbindenden Wadi Araba aufzugehen. Dieser gut achtstündigen Fussmarsch ist aber zu lang für unsere Reiseplanung, vor allem müssten wir zum übernachten ausgerüstet sein. Uns reichen eineinhalb Stunden den Abhang hinunter, und einige Zeit mehr für den Rückweg. Da wir mit Umweg durch die häufig brachliegenden Oliven- und Granatäpfelhaine steigen. Noch am Nachmittag brechen wir zum nächsten Ziel auf.

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Petra

Weiter nach Süden fahrend passieren wir einen anderen Stützpunkt der Kreuzritter, die Festung Shobak. Der ziemlich schlechte Zustand lädt nicht zum langen Verweilen ein. Etwas fasziniert aber ungemein. Ein geheimer Fluchtgang wie man es sich als Bub immer ausgemalt hat existiert hier tatsächlich! Der enger werdende, in den Sandstein gehauener Stollen endet nach fünfzig Meter unterhalb der Burg im Freien. In der Schweiz wäre der rutschige, steile und unbeleuchtete Gang nicht öffentlich zugänglich. Wir haben vorsorglich unsere Taschenlampe dabei.
Eines der drei Hauptreiseziele steht kurz bevor. Die Sagenhafte Hauptstadt der Nabatäer, Petra! Mit dem üblichen Feilschen drücken wir den Preis um dreissig Franken die Nacht, und gönnen uns so den Aufenthalt im Fünfsternehotel Marriott. Die flughafengerechte Gepäckkontrolle gehört nach den Attentaten in grossen Hotels zum Standart. Wir wissen das zu schätzen.
Aus der Distanz lässt sich die in der Felsformation verborgene Stadt Petra nicht erahnen. Der ehemalige Nomadenstamm wählte den Ort mit Geschick. Der Schweizer J. L. Burkhardt entdeckte nach tausendjähriger Vergessenheit im Jahr 1812 die Stadt mit Hilfe einer List. Er liess sich von Beduinen für ein Opfer zum Grab des Aaron führen, weil er von einer grossen antiken Stätte in deren Nähe gehört hatte.

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Wie in Jordanien in allen Geschäften üblich dürfen der verstorbene und der regierende König auch hier nicht fehlen. Bei staatlichen Institutionen selbstverständlich etwas grösser abgebildet! Die Besichtigung des Geländes birgt lange Marschstrecken. Schon der Weg vom Besucherzentrum beim Parkplatz bis zum Anfang der Schlucht beträgt gut achthundert Meter. Der eigentliche Zugang durch die >Schlucht (Siq genannt) ist noch einmal tausendzweihundert Meter lang. Schon hier lässt sich der Wasserversorgung anhand der in den Fels gehauenen Rinnen bewundern. Die teilweise nur sechs Meter breite aber dafür bis hundert Meter hohe Spalte endet unvermittelt vor dem Kazne Faraun. Einer exzellent erhaltenen Tempelfassade. Nun öffnet sich die Enge flankiert von unzähligen in den rosa Sandstein gehauenen Fassaden weiter. Auch wenn man weiss dass hier einmal Leute gelebt haben, erscheint das Ganze wie eine gigantische Hollywoodkulisse. Hinter monumentalen Tempelkulissen verbirgt sich meist eine (heute) ungeschmückte rechteckige Kammer mit Nischen. Zur linken liegt nun die Strasse der Fassaden genannte Nekropole der anschliessend ein ebenfalls in den Fels gehauenes Amphitheater folgt. Rechts ist der halbrund verlaufende Hang mit mehrstöckigen Fassaden verziert, der Königswand.
Wir schlendern weiter in das Zentrum das vier Wadis vereint. Da hier der wirkliche Wohn und Lebensraum aus Steinen gebaut war, ist bis auf Rekonstruktionen wenig in den Halden zu sehen. Die Klippen rundum sind durchsetzt mit Löchern wie ein Emmentaler. Es sollen an die dreitausend natürliche erweiterte oder künstlich geschaffene Felsräume und gegen tausend Kultstätten über mehrere Quadratkilometer verteilt sein. Im Hintergrund des Qasr al Bint Faraun ( Beduinenbezeichnung für Palast der Pharaonentochter) erkennt man deutlich wie die Steinmetze bei der Bearbeitung des Sandsteins vorgegangen sind. Zuerst wurde die Felswand lotrecht abgetragen, dann von oben nach unten die Zinne, Friese und Säulen aus dem Vollen gehauen.
Bis hierher haben wir schon drei Kilometer in den Füssen und rasten beim staatlichen Restaurant. Auf das masslos überteuerte Büffet verzichten wir. Um zu Ed Deir (Kloster) zu kommen müssen wir eine enge Schlucht zweihundert Höhenmeter und rund achthundert Treppentritte hinaufsteigen. Als Belohnung erwartet uns aber ein wunderschönes Denkmal nabatäischer Architektur und ein guter Aussichtspunkt. Schon die Urne am Giebel ist neun Meter hoch. Unglaublich wie viel Kubikmeter Stein allein dafür weggehackt wurden. Für heute haben wir genug gesehen und machen uns auf den langen Rückweg zum Auto. Schön im Hotel ein warmes Bad geniessen zu können!

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Den zweiten Tag unserer Besichtigungstour wollen wir die etwas abgelegen Plätze erkunden. Doch wie bereits erwähnt führt an den zwei Kilometern Marsch kein Weg vorbei.
Wir umrunden die Königswand um an deren Ende den darüber ansteigenden Berg Jebel al Amr zu erklimmen. Dank den gut erhaltenen Treppen geht das leicht. Mehrfach haben wir von oberhalb der Königswand eine gute Aussicht über die Gegend. Oben auf dem Plateau sind Reste eines Tempels und diverse Opferplätze vorhanden. In der üblicherweise trockenen Landschaft musste alles aufgeboten werden was Wasser verschaffte, göttliche und menschliche Hilfe. Diverse Rinnen leiten die kostbaren Niederschläge in eine nun zerfallene Zisterne. Unerwartet läuft uns beim Herumstöbern ein kleiner Hund entgegen und Reni nimmt sich seiner an. Hunde gelten im Islam als unrein und sind darum nur selten und abseits von Siedlungen zu sehen. Scheinbar ist er gewohnt von Touristen etwas zu fressen zu erhalten, sein freundliches Wedeln hilft ihm auch bei uns.
Der von uns versuchte Abstieg zur anderen Seite der Anhöhe endet über dem Kazne Faraun. Nur ein extrem steiles, mit losen Felsblöcken bepacktes Tobel bietet eine zu gefährliche Variante an. Bei unserer Rast haben wir aber Leute durch eine andere Felsspalte aufsteigen sehen. Wir versuchen diese Möglichkeit und stossen unverhofft auf eine von unten nicht zu sehende Treppe, die uns mitten in der Königswand sicher herunter geleitet.
Um auf den Hohen Opferplatz zu gelangen, umgehen wir den Jebel Madbah in Richtung Zentrum und steigen den flacheren Teil von hinten hinauf. Meine Knie wissen das zu schätzen. Unterwegs kommen wir am an einer wichtigen römischen Abdankungsfeierstätte die mit Schweizer Hilfe erforscht wurde vorbei. Diesmal folgen uns miauend zwei sich missgünstige Katzen. Die eine scheint bei einem Kampf ihr Auge verloren zu haben, auf jeden Fall sieht alles um die leere Höhle übel vereitert aus! Irgendwann geben die Streithähne die Verfolgung auf, und wir erreichen Nachmittags ausgelaugt unser Ziel. Auf dem kleinen künstlichen Plateau befindet sich ein Altar und eine Opferschale mit Rinne. von dem ehemals grossen Bau der hier gestanden sind nur Fragmente erhalten. Gegenüber stehen in einem anhand der Abbauspuren deutlich zu erkennenden Steinbruch zwei Obelisken.
Eine für nabatäische Verhältnisse relativ kurze aber steile Treppe die ins Tal neben das Theater führt wird für mich zur leichten Tortur. Die mir unbekannten Schmerzen neben beiden Kniescheiben werden immer stärker. Eigentlich wollten wir den dritten Tag weiter entfernte menschenleere Platze um die Stätte aufsuchen, dies scheint nun aber hinfällig. Abgekämpft sind wir froh beim Wagen zurück sein. Reni legt sich vor lauter müden Beinen noch ungewollt der Länge nach auf dem Gehweg hin. Während sie sich im Dampfbad erholt, schreibe ich endlich ein paar Zeilen für meine Homepage. Erneut bereuen wir den Entscheid ein gutes Hotel gewählt zu haben in keiner Weise und geniessen den Abend in angenehmem Ambiente vor dem nächsten Aufbruch ins Unbekannte.

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Wadi Ram

Die Aussicht Im Wadi Ram in angenehmen Temperaturen zu nächtigen, haben wir uns schon abgeschminkt seit wir wissen das wir uns auch auf zirka neunhundert Metern Höhe bewegen werden. Wir verlassen die Gebirgsstrecke von Petra kommend um auf die Wüstenautobahn einzuschwenken. Mit langsam Fahren ist hier nichts. Auf der von Camions hoch frequentierten Strecke wird man von ebensolchen erbarmungslos bis zu Tempi von 120 km/h angeschoben! Die von rosa Sand bedeckte, von spektakulären Felsformationen unterbrochene Fläche schimmert geheimnisvoll im Mittagslicht. Kein Wunder wurde diese Landschaft für die Aufnahmen zum Film "Lawrence von Arabien" auserkoren.
Noch ist es möglich mit dem eigenen Fahrzeug bis zum Retortenort Ram zu fahren. Später soll beim vorgelagerten Besucherzentrum Schluss sein und man muss mit gemieteten Jeeps weiter. Das Befahren des Naturschutzgebietes ist sonst aber nur mit lizenzierten Führern mit Fahrzeugen möglich. Wir begutachten erst einmal die übernachtungsmöglichkeiten. In Ram existiert nur eine schäbige Zeltsiedlung staatlichen Besitzes. Zudem verheissen riesige Felskuppen nicht zu lange Abendsonne. Ausserhalb des Reservats soll es andere Camps geben. Wir klappern zwei davon ab. Sie sind überteuert, illegal erstellt und mit kuriosen Erdwällen umgeben. Das Dritte, legal errichtete, findet unsere Zustimmung. Es ist auch nicht gerade billig, aber dafür ordentlich und gepflegt. Uns überrascht nicht, dass es von einer eingeheirateten Engländerin geführt wird. Auch bietet sie Räume neben den Zelten an. Bei Wind und Temperaturen um die Gefriergrenze brauchen wir nicht lange zu überlegen. Mit noch schmerzenden Knien erklimme ich mit Reni einen entfernten Hügel um den Sonnenuntergang zu geniessen. In der Ferne rattert eine Diesellok mit langem Anhang durch die öde.
Die Zeit von der Dämmerung bis zum Essen verbringen wir mit anderen Touristen an einem wenig wärmenden, dafür umso qualmigeren Feuer. Von der Auswahl am improvisierten Buffet sind wir leicht enttäuscht. Wider unserer Erwartung eines Beduinenessens gibt es aber neben Huhn und Reis noch Spaghetti als Hauptgang. Danach diskutieren wir angeregt bei Rauchfeuer und Wasserpfeife bis um Mitternacht über politische Dinge. Ein Ägypter arbeitet für US-Aid in seiner Heimat und ein Italiener für die EU in Karthoum. Das sorgt für interessanten Gesprächsstoff. Sie reisen um diese Jahreszeit, weil die muslimischen Feiertage anhand der Pilgerfahrt und des Neujahrs in die zweite Januarwoche fallen. Immerhin werden genügend Decken ausgehändigt um Reni wohlbehalten durch den Schlaf zu geleiten. Jetzt nach Mitternacht hat sich der Wind gelegt und die Ruhe unter sternenklarem Himmel demonstriert ansatzweise die Faszination der Wüste.
Auf den Kamelritt am folgenden Morgen verzichte ich. Reni tritt ihn mit dem Ägypter und seinen drei Begleiterinnen an. Ich horche westlichen Klängen von meinem MP3-Abspielgerät und beobachte drei Einheimische unter mir. Jeder eine Argila (Wasserpfeife) rauchend, sitzen sie auf einer Bank unter meinem Felsvorsprung auf dem ich den noch windstillen Vormittag geniesse. Mir scheinen sie von weiter weg angereist und nicht arm zu sein. Dafür sprechen die Flasche Jack Daniels und die Biere auf dem Tisch. Inkognito frönt man den Lastern des dekadenten Westens am besten. Bei einem Preis von fünf Franken allein pro Dose Bier ist der Ausflug sicher nicht billig!
Nach zwei Stunden sind die Kamelreiter zurück und wir begleichen noch unsere Rechnung vor der Weiterfahrt.

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Aqaba

Die Fahrt auf der Autobahn bis Aqaba ist kurz. Schon eine Stunde später verhandeln wir erfolgreich über den Zimmerpreis und beziehen unsere Unterkunft.
Die Hafenstadt war seit der Antike ein wichtiger Umschlagplatz für Waren. Die Blockade des Roten Meeres während des ersten Golfkrieges hat deshalb Jordanien mehrere hundert Millionen Dollar gekostet. Sie hatten sich zu ihrem Haupthandelspartner Irak bekannt. Ein Fehler dessen wirtschaftliche Folgen bis heute spürbar sind. Das Leben in der Sechzigtausendseelenstadt verläuft in ruhigen Bahnen. Auch ist der neue Hafen mit seiner Zufahrt noch von der Stadt getrennt und so die direkten Einflüsse gering. Die zehn Kilometer lange bis an die saudische Grenze verlaufende Küste ist durch den regen Schiffsverkehr und dubaimässige Bauprojekte gefährdet. Wir hoffen die Ernennung des mit Korallenriffen gesäumten Küstenstreifens zum Aquapark schützt die noch vorhandene Natur. Eine erste Erkundung des Strandes verläuft enttäuschend. Die Eimer werden kaum benutzt und das kühle windige Klima lädt nicht zum Bade. Die regionale Badesitte erwärmt immerhin unser Gemüt.
Den Nachmittag flanieren wir durch den Stadtkern und kaufen einige Dinge. Ein Gemischtwarenladen im wahrsten Sinne des Wortes weckt unsere Begierde. Reni deckt sich mit bei uns nicht erhältlichen Kräutermischungen ein. Ich stelle mir ein individuelle Wasserpfeife zusammen. Zwischen den Verhandlungen lässt der Besitzer uns allein um auch noch Schuhe an den Mann zu bringen. In einem gediegenen Lokal können wir endlich den am Meer obligaten Fisch essen.
Drei Dinge haben wir uns zu Hause fest vorgenommen: Im Toten und Roten Meer zu baden und Petra zu besuchen. Die zweite Sache gilt es nun trotz widriger Umstände zu vollbringen. An einem für das Schnorcheln geeigneten Strand miete ich die Ausrüstung. Von den Einheimischen akribisch begutachtet begebe ich mich in ihren Augen nackt ins Wasser und streife die Tauchbrille über. Ich hoffe, dass das Meer angenehmer als die achtzehn Grad "warme" Luft ist. Einige Schwimmzüge weiter bin ich schon mitten in den Korallenbänken und sehe diverse Formationen und farbenprächtige Fische ohne mühsames Abtauchen. Mit Kontrollblick zum Ufer um nicht von der Strömung abgetrieben zu werden streife ich durch den Meeresgarten. Nach etwa fünfzehn Minuten wird es mir zu kalt und ich schwimme an den Strand zurück.
Hier, unweit von Saudiarabien, ist dessen konservativer Einfluss deutlich wahrzunehmen. Mehr als sonst sehen wir komplett verhüllte Frauen. Sei es am Strand wie auch beim Einkauf in der Stadt. Bier gibt es aber in der Freihandelszone noch günstig zu kaufen und ich profitiere davon. Gute Englischkenntnisse sind bei einigen Werbern Mangelware. Skurrile Schilder verdeutlichen das des öfteren. Eigentlich wollten wir ein paar Tage länger bleiben, aber das schlechte Wetter treibt uns weiter.

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Azraq

Nun geht es in die Wüste. Richtung Norden bis zum Verkehrsknotenpunkt Ma'an fahren wir wieder auf dem Desert Highway. Ab hier zweigt eine Hauptstrasse ab und führt weiter entlang der saudischen Grenze. Eigentlich müsste das Benzin locker bis ans Ziel reichen, sollten wir uns aber verfahren könnte es aber knapp werden. Als dann nach zweihundert Kilometern durch die Einöde eine Tankstelle auftaucht, nehmen wir das Angebot für Treibstoff und Essen dankend an. "Gefüllt" ist die restliche Distanz leicht überwunden. Die Suche nach einer Unterkunft ist schwieriger. Bei der Besichtigung in unserer ersten Anlaufstelle funktioniert für ein Preis von sechzig Franken nicht einmal das Licht im Zimmer. Wir verlassen den schmuddelig wirkenden Ort. Der zweite Versuch läuft ins Leere. Das Hotel ist im Umbau. Einige Runden im Dorf drehend finden wir bei der dritten und letzten Möglichkeit ein einfaches, sauberes Zimmer.Der mürrische Besitzer stellt uns immerhin einen Gasofen zur Verfügung.
Trotz des kurz bevorstehenden Feierabend des Wächters der Festung an der ehemaligen Oase werden wir von ihm freudig begrüsst. Touristen sind hier rar und Geld benötigt. So kommen wir in den Genuss einer exklusiven Führung. Drei originale, tonnenschwere Steintore lassen sich noch in ihren Angeln drehen. Im Raum über dem Haupteingang hat T. E. Lawrence Anfang des letzten Jahrhunderts vier Monate überwintert. In muslimischer Zeit wurde das römische Bollwerk als Jagdschloss genützt. Damals gab es noch Tiger, Nashörner und haufenweise Oryxantilopen wie eine zeitgenössische Darstellung bestätigt. Noch in den sechziger Jahren, so versichert unser Führer, sei Wasser bis an den Horizont zu sehen gewesen und diente hunderttausenden von Zugvögeln als Rastplatz. Heute liegt dank unzähligen Bewässerungspumpen der Spiegel zwanzig Meter unter Terrain. Wenige Tümpel sind übrig geblieben.
Der trostlose Durchgangsort zwischen Saudiarabien und Amman dient wie Schnellimbisse bestätigen nur zur kurzen Rast. Entsprechend schwierig ist es ein brauchbares Restaurant zu finden. Wir klappern die gesamte Hauptstrasse ab und entscheiden uns für das kleinste übel. Diverse geschlachtete Schafe säumen zum Abhängen vor der Auferstehung als Kebab die Strasse. Bei unserer Suche werden wir beinahe von den Menschen die aus zwei Reisebussen in die Mosche hetzen überrannt. Alle strömen eilig zum Abendgebet. Kurios erscheinen uns die nummerierten Kammern um einige zentral im Raum angeordnete Tische im Lokal. Frauen (ausser Reni) halten sich nur im Nebenraum auf. Der Kleidung nach saudiarabische Männer verschwinden in den Separées. Andere verlassen die oben offenen Zimmer um sich kollektiv und dezent schwankend im WC vor der Weiterfahrt zu erleichtern. Da die Grenze nur zirka dreissig Kilometer entfernt ist, scheinen die Männer vor dem übertritt noch dem in Saudiarabien kaum erhältlichen Alkohol zuzusprechen. Im Verborgenen natürlich. Wir machen uns nüchtern auf den Heimweg. Dank Heizung und mehreren Decken schlafen wir gut und werden am nächsten Morgen von Jets auf dem nahen Militärflughafen geweckt.

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Madaba

Weitere Jagdschlösser liegen an unserem Weg von Azraq über Amman nach Madaba. Eines der interessantesten, Quasr el Amra, liegt mit seinen drei Tonnendächern unscheinbar klein an der Hauptstrasse. Der ausserhalb liegende, sechsunddreissig Meter tiefe Ziehbrunnen ist lange versiegt. Ein Pförtner eilt herbei, um uns die Türe aufzusperren. Beim Betrachten der Fresken in den Räumen verstehen wir weshalb das Gebäude verschlossen ist. Die freizügigen Darstellungen von nackten Frauen beim Tanz aus frühmuslimischer Zeit sind heute ein Frevel. Andere Fresken zeigen Jagdszenen. Auch gibt es Skurriles wie ein Laute spielender Bär und ein dazu tanzender Löwe zu sehen. An die gedrungene Hauptkonstruktion schliesst ein Hammam an. In diesen Gewölben wurde neben der Jagd sicher auch ergiebig der Lust gefrönt. Kalif Walids Lieblingsfrau soll ganz der Vorliebe entsprechend bei einer Körpergrösse von hundertsechzig Zentimetern annähernd so viele Kilos gewogen haben.
Die Bebauung wird dichter und wir nähern uns Amman. Lassen diese aber südlich aus und fahren direkt nach Madaba weiter. Die christliche Hochburg liegt fünfundvierzig Minuten von der Hauptstadt aus Richtung totem Meer gelegen. Nach Querelen mit den Moslems Mitte des neunzehnten Jahrhunderts sind viele Christen von Kerak hier her umgesiedelt.
Wir beziehen ein Zimmer gegenüber der Kirche St. Georg mit Resten der weltbekannten Darstellung des Toten Meeres und Palästina. Das Mosaik stammt aus der byzantinischen Blütezeit im sechsten Jahrhundert. Aufgrund dessen konnte die Taufstelle des Johannes jordanischem Boden zugeordnet werden, was Israel sehr missfiel. Auch sonst liess sich einiges historisch Relevantes aus dem ursprünglich über zwei Millionen Steinchen umfassenden Bild lesen. Fremd anzusehen ist es ein Gesangsbuch in arabischer Schrift in dieser christlichen Kirche. überhaupt besitzt die Stadt unzählige Mosaike und deshalb auch eine der weltweit einzigen Schulen, wo dieses Handwerk noch vermittelt wird. Bei unserem Rundgang durch die Sehenswürdigkeiten Madabas, die über einem bis zum verheerenden Erdbeben von 746 rege belebten Siedlungsraum liegt, sind immer wieder Mosaike zu besichtigen. Viele wurden mit Hilfe europäischer Unterstützung restauriert. Da Moslems die Darstellung von Lebewesen eigentlich verboten ist, wurden die Steine an den entsprechenden Stellen heraus gebrochen und danach wirr eingesetzt. In unmittelbarer Nähe zueinander befinden sich friedlich die Türme dreier Götter; des muslimischen, des christlichen und des Mammons.
Im Haret Jdudna, einem sehr guten Lokal mit integriertem Handwerksladen können wir endlich einmal wieder die arabische Küche der gehobenen Klasse geniessen. Fattaer, Teigtaschen mit Spinat, und Sambusek, dasselbe mit Fleischfüllung nehmen wir zur Vorspeise. Magluba, Reis mit gedämpften Huhn für Reni und Shish Kebab, gegrilltem Lammspiess mit Tomate und Zwiebel für mich. Zur Nachspeise Baklawa. Mit Pistazien gefüllte und in Honigsirup getauchte Teigtaschen. Türkischer Kaffee und Minzentee dürfen dazu nicht fehlen. Perfekt! Ein winzig bitterer Nachgeschmack bleibt, als wir erfahren das Mrs. G.W. Bush hier auch schon gespeist hat!

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Totes Meer

Renis Geburtstag steht bevor. Ebenso unsere baldige Heimreise. Beides sind Gründe uns noch ein wenig Luxus zu gönnen. Auf diesem Breitengrad ist zu dieser Jahreszeit der einzig angenehme Aufenthaltsort das Tote Meer. Weniger seines Ambienten, mehr der erträglichen Temperatur wegen. Vierhundert Meter unter dem Meeresspiegel gelegen ist sie immerhin gute acht Grad wärmer!
Direkt an unserer Route liegt der Berg Nebo. Von hier soll Moses das gelobe Land gezeigt und später auch gestorben sein. Vom siebenhundert Meter hohen Hügel hat man wie einst Moses einen guten Überblick über das Tal des Jordan zur israelischen Seite. Nur in Petra haben wir solche Mengen Touristen gesehen. Immerhin zwei Reisecars bevölkern das Areal. Das perfekte Wetter scheint ein Zeichen zu sein! Wieder ist es faszinierend auf in unserer Kultur so wichtigen Boden zu stehen. Die mitgebrachte Vorstellung vereint sich mit der Realität des Erlebten.
Eine in in örtlich typisch unregelmässiger Art gebaute Strasse schlängelt sich die elfhundert Meter Höhenunterschied zum Toten Meer hinab. Ich geniesse das Kurven , Reni weniger. Dank dem regelmässigen Regen zeigen sich nun die bei unserer Ankunft noch unsichtbaren grünen Keime in den gepflügten braunen Feldern. Bald wird die Einöde für kurze Zeit aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen.
Das Mövenpick-Hotel haben wir bereits bei unserer Vorherigen Passage entlang dem Toten Meer kurz abgecheckt. Jetzt wollen wir noch die amerikanisch Konkurrenz nebenan besichtigen um eine Entscheidung zu fassen. Beim Tor schnüffelt ein Spürhund nach Sprengstoff am Wagen. Logischerweise kein Problem. Der Entschluss fällt schnell, wir bleiben im Marriott. Nicht nur, dass hier am Strand nicht umgebaut wird, auch die Gesamtanlage ist stimmiger. Immer noch bleibt das Wetter ungewöhnlich schön und ruhig. Anlass für uns sofort ins Meer zu hüpfen bevor wieder Wind aufkommt. Die Lake mit über dreissig Prozent Salzgehalt fühlt sich regelrecht ölig an. Dem Namen entsprechend ist wirklich keinerlei tierisches oder pflanzliches Leben auszumachen Beim Hineinwaten sinkt man nicht über Brusthöhe und es herrscht so viel Auftrieb, dass man Gefahr läuft wie eine Boje umzukippen. Auf dem liegend ragt der halbe Körper aus dem Wasser. Perfekte Verhältnisse für Schwimmunterricht!
Richtig dekadent verbringen wir Renis Geburtstag. Faulenzen und die zahlreich erschienen Einheimischen beobachten. Die Hauptstadt liegt nur eine Fahrstunde entfernt und nicht nur wir flüchten offenbar vor der Kälte. Am Nachmittag nützen wirden SPA Bereich noch einmal ausgiebig. Reni gönnt sich dazu eine Spezialbehandlung. Den perfekten Abschluss bildet unser Nachtessen im italienischen Restaurant von dem sich manch ein Gastronom zu hause eine Scheibe abschneiden könnte.

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Heimweg

Weil wir schon um halb sechs Uhr morgens am Flughafen sein müssen, wollen wir die letzte Nacht im nahen Viersternehotel schlafen. Zum Glück erkundigen wir uns vor der Mietwagenrückgabe in der Hotelrezeption. Der hämisch grinsende Angestellte muss zuerst die Preistafel konsultieren, nachdem er uns gefragt hat, ob wir auf der Weiterreise seien. Was wir bejahten. Doch hundert Franken pro Nase ohne Frühstück zahlt sicher keiner der sonst Anwesenden in der heruntergekommenen Lobby. Dank unserem Mietwagen kann er unsere scheinbare Notsituation nicht ausnützen und wir fahren kurz entschlossen mit Wut im Bauch dreiviertel Stunden nach Amman. Hier kostet das Zimmer noch vierzig Franken. Das gesparte Geld reicht locker für ein Taxi und ein gutes Nachtessen im Meridien. Auch müssen wir nicht in irgend einer kargen Hotelanlage tatenlos herumsitzen, sondern können das Viertel besichtigen.
Die Mietwagenrückgabe verläuft reibungslos, auch wenn der nun anwesende Geschäftsführer nicht begreift wieso wir nach Vertrag nur fünfundvierzig Franken pro Tag für ein fast neues Auto bezahlen. Nur zu gerne möchte er wissen wer das angerichtet hat, diese Frage können wir ihm aber nicht beantworten.
Um vier Uhr dreissig klingelt der Wecker. Nach drei Wochen Aufstehen um Acht viel zu früh! Pünktlich um fünf bringt das bestellte Taxi uns an den Flughafen. Zu unserem Erstaunen ist schon Hochbetrieb. Mit der Wahl der Kolonne haben wir Glück. Nebenan diskutieren orthodoxe Muslime, jeder mit einem Wasserkanister ausgestattet, aufgeregt mit dem Schalterbeamten. Unsere Formalitäten sind schnell erledigt. Wir trinken noch etwas in einer Bar. Wie mehrmals erlebt versucht man mir das Wechselgeld vorzuenthalten. Der Angestellte mimt den unschuldigen Zerstreuten und gibt mir dann aber die eineinhalb Franken. Bei dem Haufen Kunden macht das eine gute Lohnaufbesserung. Als ich auf dem Gate noch die Toilette aufsuchen will, muss ich der Militärpolizei Rechenschaft ablegen. Bei der akuten Gefahr von Anschlägen verständlich.
Mitleichter Verspätung fliegen wir los. Die Wasserexporteure haben es auch noch geschafft. Einige Minuten in der Luft überfliegen wir Israel. Aus der Vogelperspektive erkenne ich deutlich die tropfenförmig zwischen den Siedlungen der Israelis und Palästinenser verlaufende Grenzmauer. Krank, dieses Ungetüm das die Landschaft zerschneidet. Wer auch während des Flugs immer genau informiert sein muss wo Mekka liegt, dem wird das regelmässig auf dem Monitor angezeigt. Dumm nur das bei der Warteschleife über Zürich der Richtungspfeil an der selben Stelle verharrt.

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